DNA-Analyse

Tutenchamun litt an Malaria

Tübingen - 21.02.2010, 07:30 Uhr


Seit sein Grab 1922 nahezu unberührt gefunden wurde, ist Tutenchamun der berühmteste Pharao der ägyptischen Antike. Jetzt konnten Forscher in seinem Blut Spuren des Malaria-Parasiten nachweisen, die

In einem speziell eingerichteten DNA-Labor in Kairo haben Forscher aus Deutschland, Südtirol und Ägypten zwei Jahre lang genetische Untersuchungen an 16 Mumien durchgeführt. Nun sind sie fündig geworden: Vater von Tutenchamun ist der berühmte Pharao Echnaton. Das Grab seines mumifizierten Körpers wird im Tal der Könige mit der Nummer KV (King Valley) 55 geführt. Mutter ist die so genannte „Younger Lady“, die Mumie aus Grab KV35, die zusammen mit einer weiteren - älteren - weiblichen Mumie gefunden wurde. Ob es sich bei der „Younger Lady“ um die berühmte Nofretete handelt, analysieren die Mumienforscher derzeit noch.

Erstmalig konnten ausgedehnte genetische, forensische und radiologische Untersuchungen an Tutenchamun und 15 weiteren Mumien des Neuen Reichs durchgeführt werden. Im September 2007 hatte das zehnköpfige Forscherteam begonnen, von elf Mumien aus der Verwandtschaft Tutenchamuns und von fünf weiteren Mumien Gewebeproben aus dem Knocheninnern zu entnehmen. In zweijähriger Arbeit extrahierten die Mumienforscher die DNA und erstellten genetische Fingerabdrücke für alle 16 Mumien. Überrascht waren die Forscher von dem vergleichsweise guten Erhalt der alten DNA, der offensichtlich durch die speziellen Einbalsamierungstechniken für die Königsmumien gefördert wurde.

Durch die genetischen Fingerabdrücke konnte ein Fünf-Generationen-Stammbaum der Familie Tutenchamuns erstellt werden. Zudem ist man der Todesursache des berühmten Pharaos ein Stück weit näher gekommen: Tutenchamun hatte schon im Alter von 19 Jahren mehrere Erkrankungen, darunter eine Knochennekrose am linken Fuß, die zur mangelnden Blutversorgung des Knochens und zum Knochenabbau führte. Lebensbedrohlicher war die zweite Erkrankung, die die Wissenschaftler feststellen konnten: Tutenchamun litt an der schwersten Form von Malaria, der Malaria tropica. Dies könnte zusammen mit der Knochennekrose zum Tod geführt haben. Verschiedene Pflanzenreste, die in seinem Grab gefunden wurden, unterstützen die Malaria-Diagnose. Sie sind teilweise noch heute für ihre fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung bekannt.

Die Wissenschaftler haben ihre Studie in einer der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften, dem „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) publiziert. Sie erscheint dort am 17. Februar 2010.

Quelle: Hawass, Z., et al.: J. Am. Med. Assoc 2010; 303 (7):638-647.


Dr. Bettina Hellwig