Mutationen

Oseltamivir-Resistenz könnte sich ausbreiten

10.03.2010, 17:55 Uhr


Amerikanische Wissenschaftler haben die genetischen Veränderungen, durch die Grippeviren gegen Oseltamivir resistent wurden, genauer erforscht. Sie warnen davor, dass die

Am 3. Februar 2010 waren weltweit 225 Fälle von Oseltamivir-resistenten Schweinegrippeviren bekannt. Oseltamivir-resistente Viren der saisonalen Grippe waren schon bald, nachdem der Arzneistoff im Jahr 2002 in den Markt eingeführt wurde, aufgetaucht. Ursache der Resistenzen ist eine Punktmutation in dem Enzym Neuraminidase. Dabei wird eine Aminosäure ausgetauscht, was zur Folge hat, dass das Enzym nicht mehr durch Oseltamivir gehemmt wird. Sowohl bei Viren der saisonalen Grippe als auch bei Schweinegrippeviren ist eine Punktmutation in Position 275 für die Resistenz relevant. Bei den resistenten Schweinegrippeviren tritt jedoch zusätzlich eine Punktmutation in Position 248 auf.

Ein Team um Daniel Janies von der Ohio State University hat nun die molekularbiologischen Untersuchungen von Grippeviren, die in den Jahren 2004 bis 2009 isoliert worden waren, statistisch ausgewertet. Anhand der beobachteten Punktmutationen haben die Forscher „Stammbäume“ der resistenten Viren aufgestellt.

Die entscheidende Punktmutation H275Y trat bei Viren der saisonalen Grippe zuerst 2007 auf und erschien im Juni 2009 auch bei Schweinegrippeviren. Während sie bei den Viren der saisonalen Grippe seit 2008 weitervererbt wird, sodass die mutierten Viren sich weltweit ausbreiten konnten, ist dies bei Schweinegrippeviren nicht der Fall; hier treten die Mutationen spontan und nur sporadisch auf und die mutierten Viren sind den nicht mutierten Viren in ihrer Vitalität unterlegen.

Die Forscher sehen die Gefahr, dass sich auch bei Schweinegrippeviren ein Oseltamivir-resistenter Stamm entwickeln und ausbreiten könnte. Im Gegensatz zu anderen Forschern sind sie der Meinung, dass der Selektionsdruck auf die Viren nicht in erster Linie von dem menschlichen Immunsystem, sondern von den antiviralen Arzneistoffen ausgeht; deshalb plädieren sie dafür, Oseltamivir nicht in großem Stil prophylaktisch, sondern nur gezielt zur individuellen Therapie einzusetzen.

Quelle:

Janies DA. Selection for resistance to oseltamivir in seasonal and pandemic H1N1 influenza and widespread co-circulation of the lineages; www.ij-healthgeographics.com/content/9/1/13.



Dr. Wolfgang Caesar