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Psycholyse
Mordanklage nach tödlicher Überdosis von MDMA
Am Landgericht Berlin begann am 11. März ein Prozess gegen den Arzt Dr. Garri R., der zwei Patienten eine tödliche Überdosis Methylendioxymethamphetamin (MDMA, Ecstasy)
Die Todesfälle hatten sich am 19. September 2009 in Berlin ereignet, als der 51-jährige Allgemeinarzt und Psychotherapeut eine psycholytische Intensivsitzung mit zwölf Männern und Frauen veranstaltete. Die Psycholyse, ein wissenschaftlich nicht anerkanntes Therapieverfahren, wendet bewusstseinsverändernde Drogen wie MDMA an, um bei den Patienten „abgespaltene“ und „verdrängte“ Teile ihrer Persönlichkeit wieder zu integrieren. Da solche halluzinogenen Drogen dem Betäubungsmittelrecht unterstehen, ist ihre Anwendung in der Psychotherapie verboten.
Aus Versehen oder bisher nicht geklärten Gründen hatte Garri R. den Teilnehmern der Therapiesitzung das MDMA in etwa zehnfach erhöhten Dosen verabreicht. Als ein 59-jähriger Frührentner kollabierte, spritzte er ihm Diazepam und machte eine Herzmassage. Weder diese Maßnahmen noch die herbeigerufene Notärztin konnten seinen Tod verhindern. Ein 28-jähriger Student, der ebenfalls an der Sitzung teilgenommen hatte, starb später in einem Krankenhaus.
Am ersten Prozesstag bekannte der Angeklagte, der inzwischen Berufsverbot hat: „Ich habe auf schreckliche Weise erfahren müssen, dass ich den Umgang mit illegalen Substanzen falsch eingeschätzt habe und für den Tod zweier Menschen verantwortlich bin.“ Zugleich wies er den Vorwurf des versuchten Mordes zurück und spricht von einem „Unfall“. Sein Verteidiger, der Staranwalt Ferdinand von Schirach, betont, dass Garri R. zuvor ein „unbescholtener Bürger“ war.
Quelle: www.morgenpost.de, 15. März, „Tödliche Gruppentherapie“
Berlin - 16.03.2010, 15:15 Uhr