Bluthochdruck

Baroreflexschrittmacher für Risikopatienten

Hannover - 06.04.2010, 06:59 Uhr


Ein Baroreflexschrittmacher reguliert über die so genannten Barorezeptoren Regionen des vegetativen Nervensystems und senkt so den Blutdruck. Derartige Schrittmacher setzen Ärzte

Aber wie genau der Schrittmacher gegen Bluthochdruck funktioniert und welche Wirkungen er auf den Kreislauf des Patienten hat, war bisher nicht bekannt. Dies fanden nun Wissenschaftler der MHH heraus. Sie konnten zeigen, dass der Baroreflexschrittmacher über die so genannten Barorezeptoren Regionen des vegetativen Nervensystems reguliert und so den Blutdruck senkt. Die Ergebnisse veröffentlicht das Team in der aktuellen Ausgabe des renommierten Magazins "Hypertension". Die Ergebnisse tragen nach Meinung der Forscher dazu bei, ein Dogma umzustoßen. Denn bis vor kurzem war man davon überzeugt, dass die Baroreflexrezeptoren nicht an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sind.

Ein dauerhaft zu hoher Blutdruck belastet das Herz, verengt die Gefäße, beschleunigt die Gefäßverkalkung und verschlechtert so die Organdurchblutung. Patienten mit Bluthochdruck besitzen daher ein höheres Risiko für Schlaganfall, Herz- sowie Nierenerkrankungen. Dagegen helfen blutdrucksenkende Medikamente. Doch bei etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten wirken diese Medikamente nicht. Eine Alternative wäre der Baroreflexschrittmacher. In verschiedenen Studien wurde an der MHH bisher 19 Patienten der Schrittmacher implantiert.

Die Schrittmacherelektroden, die um die Halsschlagader gelegt sind, senden elektrische Impulse an die so genannten Barorezeptoren. So wird dem Gehirn ein noch höherer Blutdruck vorgetäuscht. Das Gehirn steuert dem entgegen und senkt den Blutdruck. Jetzt konnten die Mediziner erstmals zeigen, dass der Schrittmacher die Aktivität des vegetativen Nervensystems beeinflusst. Die elektrischen Impulse signalisieren dem Gehirn, die Aktivität im Sympathikus zu verringern und die im Parasympathikus zu steigern. Dabei wurde die normale Funktion der Barorezeptoren, die den Blutdruck stabilisiert, durch die elektrische Stimulation sogar besser, nicht schlechter. Es ist aber noch nicht bewiesen, dass der Schrittmacher den Blutdruck langfristig senkt und so Folgeschäden verhindert.

Das Gerät kommt dieses Jahr auf den Markt. Die Mehrzahl der Patienten mit Bluthochdruck kann mit geeigneten Medikamenten gut eingestellt werden. Da die Implantation des Baroreflexschrittmachers eine Operation erfordert, die nicht ohne Risiken ist, wird diese Behandlungsmethode auch in Zukunft Risikopatienten vorbehalten bleiben, die auf andere Behandlungsmethoden nicht ansprechen.

Quelle: Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), 30. März 2010.


Dr. Bettina Hellwig