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Arzneimittelforschung
Neue Erkenntnisse zum Immunsystem
Neue Erkenntnisse über die Funktion von "Alarmanlagen" im menschlichen Immunsystem könnten den Weg zu wirksameren Impfstoffen und neuen Arzneimitteln zur Behandlung
Das Immunsystem soll den Körper vor Infektionen schützen. Dazu verfügt es über Alarmanlagen, die das Eindringen von Bakterien, Viren oder Pilzen melden und umgehend Abwehrmaßnahmen einleiten. Als Alarmanlagen fungieren einzelne Moleküle auf und in den Immunzellen, die auf das Erkennen typischer Merkmale von Erregern spezialisiert sind. Schlagen sie an, treten sie in Kontakt mit molekularen Schaltern, die daraufhin eine Art chemische Alarmsirene auslösen. Diese warnt umliegende Zellen durch Botenstoffe wie Interleukin-1-beta.
Für wesentliche Beiträge hierzu wurden Prof. Dr. med. Veit Hornung, Bonn, und Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Ruland, München, jetzt mit dem Paul-Martini-Preis geehrt. Sie haben unabhängig voneinander etliche Sensor- und Schaltmoleküle der Alarmanlagen identifiziert und gezeigt, wie diese zusammenarbeiten.
Prof. Dr. med. Veit Hornung entdeckte ein seit langem gesuchtes Sensormolekül und einen zweiten, davon unabhängigen Weg, wie Viren anhand ihres Erbguts erkannt werden. Damit lässt sich verstehen, wie unsere Zellen die Viren, die beispielsweise Herpes, Gürtelrose oder Gebärmutterhals-Krebs verursachen, aufspüren und bekämpfen. Diese Abwehrmechanismen können die Forscher nun mit synthetischen Erbgut-Stückchen gezielt auslösen und gegen Viren und Tumorerkrankungen einsetzen. Das soll in Kürze am Universitätsklinikum Bonn erstmals bei Menschen erprobt werden.
Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Ruland klärte unter anderem auf, wie der Alarm bei Pilzen, Grippeviren und Tuberkulose-Bakterien ausgelöst wird. Diese Erkenntnisse lassen sich unter anderem für bessere Impfstoffe nutzen. Denn Impfungen können einen noch verlässlicheren und nachhaltigeren Schutz gegen eine Krankheit hervorrufen, wenn sie den Körper optimal "alarmieren". Eine gezielte Abschaltung eines Teils der Alarmanlagen wäre hingegen hilfreich zur Behandlung von Lupus erythematodes. Bei dieser Autoimmunkrankheit löst menschliches Erbmaterial (statt Virenerbgut) einen Fehlalarm und damit eine schwere Entzündung aus. Die genaue Kenntnis der Alarmanlagen dürfte nun die gezielte Entwicklung geeigneter Medikamente erlauben.
Die Verleihung fand am 12. April im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der Arzneimittelforschung verliehen. Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie-Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 45 Mitgliedsunternehmen. Die Stiftung wurde nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt, Professor Paul Martini (1889 - 1964), benannt, der im Jahr 1932 die "Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung" veröffentlichte.
Quelle
Pressemitteilung der Paul-Martini-Stiftung, 12. April 2010.
Wiesbaden - 16.04.2010, 10:16 Uhr