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Überaktive Blase
Synthetisches Cannabinoid in der Entwicklung
Münchener Forscher haben jetzt erstmalig einen neuartigen synthetischen Cannabis-Wirkstoff (Cannabinor) zur Behandlung der überaktiven Blase im Tierversuch getestet. Die Ergebnisse sind viel versprechend
Die „überaktive Blase“ äußert sich in ständigem Harndrang und übermäßig häufigem Wasserlassen, zum Teil auch in Verbindung mit Inkontinenzepisoden. Bei Patienten mit multipler Sklerose können sich die Symptome einer überaktiven Blase durch die Einnahme von Cannabis-Extrakten signifikant bessern.
Das neue synthetische Cannabinor wirkt selektiv auf eine bestimmte Untergruppe von Cannabinoid-Rezeptoren, die CB2-Rezeptoren, die sich auf Nervenfasern in der Schleimhaut der Harnblase befinden. Diese Rezeptoren, die bei Ratte, Affe und Mensch gefunden wurden, vermitteln sowohl Informationen von der Harnblase zum Gehirn (afferente Nerven), sowie vom Gehirn zur Harnblase (efferente Nerven). So zeigte sich im Tiermodell der Ratte - analog zu den Ergebnissen bei MS-Patienten - eine geringere Frequenz des Wasserlassens, sowie eine Erhöhung des Blasenvolumens nach Behandlung mit Cannabinor.
Cannabinor wurde auch unter pathologischen Bedingungen getestet. Dabei wurde ein etabliertes Tiermodell der Ratte verwendet, bei dem eine überaktive Blase durch partielle Ligatur der Harnröhre induziert wurde. So lässt sich auch die Situation des alternden Mannes bei gutartiger Prostata-Vergrößerung simulieren. Hierbei zeigte sich nach chronischer Cannabinor-Gabe im Vergleich zur Kontrollgruppe (Placebo) eine Verbesserung der Harnspeicherstörungen und eine Reduktion der unwillkürlichen Harnblasenkontraktionen.
Diese Ergebnisse müssen nun an weiteren Tiermodellen überprüft werden. In Zukunft könnten synthetische Cannabinoide neue Therapieoptionen zur Behandlung der überaktiven Blase beim Menschen bieten.
Quelle: Gratzke, C., et al.: European Urology, 10. März 2010, Online-Vorabveröffentlichung.
München - 17.04.2010, 07:23 Uhr