Typ-1-Diabetes

Immuntherapie erhält körpereigene Insulinproduktion

München - 01.06.2010, 10:37 Uhr


Eine kurzzeitige Immuntherapie kann bei Patienten mit Typ-1-Diabetes den oft rasanten Rückgang der körpereigenen Insulinproduktion auch langfristig bremsen

2005 wurde eine Studie an insgesamt 80 Patienten mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes begonnen. Die Hälfte der Studienteilnehmer im Alter von zwölf bis 39 Jahren erhielt an sechs aufeinander folgenden Tagen eine Immuntherapie mit dem CD3-Antikörper ChAglyCD3. Die Kontrollgruppe wurde mit einem Placebo-Präparat behandelt. Nach 18 Monaten hatte sich bei den mit dem Antikörper behandelten Patienten die körpereigene Insulinproduktion verbessert. Entsprechend war die Menge an zu verabreichendem Insulin deutlich geringer als bei der Kontrollgruppe. Ob die Therapie auch über längere Zeit von Nutzen ist, war bisher unklar.

Die Folgeuntersuchungen bestätigen jetzt eindeutig, dass der Therapieeffekt auch längerfristig anhält. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe hielt sich bei den behandelten Patienten die körpereigene Insulinproduktion über etwa zwei Jahre auf ihrem Anfangsniveau.

Der Therapieerfolg hing vom Alter der Patienten ab. Patienten unter 27 Jahren hielten das anfängliche Niveau der körpereigenen Insulinproduktion sogar über drei Jahre lang. Selbst heute, nach vier Jahren, brauchen die mit ChAglyCD3 behandelten Patienten dieser Altersgruppe nur zwei Drittel der täglichen Insulindosis im Vergleich zur entsprechenden Kontrollgruppe.

In der neuen Studie zeigt erstmals eine nur wenige Tage andauernde Immuntherapie langfristige Wirkung. Die im Vergleich zu anderen Immuntherapien kurze Behandlungsdauer reduziert zudem das Risiko für Langzeit-Nebenwirkungen. Vier Jahre sind eine vergleichsweise kurze Beobachtungszeit. Daher müssen nun weitere Untersuchungen folgen, bevor die neue Therapie auch außerhalb von Studien zum Einsatz kommen kann.

Quelle: Keymeulen, B., et al.: Diabetologia 2010; 53: 614-623


Dr. Bettina Hellwig