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Streit um Gesundheitsreform
Klausurtagung soll umfassendes Sparpaket schnüren
Sparen geht vor: Die Gesundheitsexperten der Regierungskoalition wollen auf einer Klausursitzung am 18. und 19. Juni versuchen, den Streit über die Gesundheitsreform auszuräumen. Dabei geht es nach DAZ-online-Informationen in erster Linie um weitere Einsparungen auf der GKV-Ausgabenseite.
Neben dem bereits beschlossenen Arzneimittelsparpaket in Höhe von zwei Milliarden Euro sollen im Jahr 2011 mindestens weitere vier Milliarden Euro gespart werden. Unterschiedliche Auffassungen in der Koalition bestehen weiterhin, ob durch eine Reform des Beitragssystems zusätzliche Einnahmen generiert werden sollen. Die Bundesregierung erwartet für das Jahr 2011 ein Defizit im GKV-Sektor von mindestens elf Milliarden Euro. Nach Ansicht des Bundesgesundheitsministeriums kann das Defizit nur über eine Verbesserung der Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen ausgeglichen werden. Die CSU lehnt dies bislang kategorisch ab.
An der zweitägigen Klausur teilnehmen werden neben Gesundheitsminister Rösler je zwei Gesundheitspolitiker von CDU, CSU, und FDP. Ein hochrangiger Politiker der CDU/CSU-Fraktion zeigte sich gegenüber DAZ.online optimistisch, dass die Koalition nach wochenlangem Streit eine Einigung erreichen könne: „Wir müssen jetzt endlich Verantwortung übernehmen.“ Primär gehe es bei der Klausur um Strukturverbesserungen auf der Ausgabenseite. Durch mehr Transparenz, Wettbewerb und Eigenverantwortung der Patienten ließen sich die GKV-Ausgaben erheblich drosseln.
Neben Nullrunden für Praxisärzte und Krankenhäuser ist auch eine Ausweitung der Praxisgebühr im Gespräch. Dementiert wurden gegenüber DAZ.online jedoch Spekulationen, künftig solle bei jedem Arztbesuch die Praxisgebühr von zehn Euro erhoben werden. Stattdessen verweisen Koalitionspolitiker auf die große Zahl von Ausnahmen wie beispielsweise bei Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen, Schwangerschaft und für Jugendliche unter 18 Jahren. Nach Schätzungen von CDU/CSU-Gesundheitsexperten lassen sich mit einer Streichung von Ausnahmen die Einnahmen aus der Praxisgebühr erheblich steigern.
Die Einnahmen aus der Praxisgebühr sind entgegen den Erwartungen bei der Einführung im Jahr 2004 zuletzt leicht von 1,7 auf 1,6 Milliarden Euro pro Jahr gesunken.
Um das erwartete GKV-Defizit im Jahr 2011 in Höhe von elf Milliarden Euro zu schließen, müsste die Regierungskoalition ihre Sparanstrengungen erheblich intensivieren. Nach Anzug des um zwei Milliarden Euro erhöhten Steuerzuschusses und des Arzneimittelsparpaketes verbleibt eine Finanzlücke von sieben Milliarden Euro.
Berlin - 10.06.2010, 10:54 Uhr