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Neue Grippe - Influenza A/H1N1
Streit um Interessenkonflikte zum Pandemie-Jahrestag
Heute vor einem Jahr hatte die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, die höchste Warnstufe des Pandemiestufenplans verkündet. Die durch den neuen Influenza-A/H1N1-Erreger ausgelöste Neue Grippe wurde als Pandemie eingestuft, eine umstrittene Entscheidung. Jetzt hat die Kritik daran einen neuen Höhepunkt erreicht.
Als am 11. Juni 2009 von der WHO-Generaldirektorin Margaret Chan der Pandemiefall erklärt worden war, traten in vielen Ländern, so auch in Deutschland, Notfallpläne in Kraft, die zu Massenbestellungen von Impfstoffen und Grippemitteln führten. Heute, ein Jahr später, sitzen die Bundesländer auf den eingelagerten Virustatika Relenza® und Tamiflu® und Millionen von georderten Impfstoffen. Einziger Gewinner in diesem Spiel scheint die Pharmaindustrie gewesen zu sein.
Seit längerem wird daher die Frage gestellt, ob die Ausrufung der Pandemie vor einem Jahr eine richtige und unabhängig von Industrieinteressen getroffene Entscheidung war. Um die Vorwürfe zu prüfen, hatte die WHO im April 2010 eine Untersuchungskommission eingesetzt. Vor kurzem wartete nun das British Medical Journal (BMJ) mit einer journalistischen Recherche auf. Danach haben zumindest drei an der Erstellung von Pandemierichtlinien beteiligte WHO-Berater Gelder der Tamiflu®- und Relenza®-Herstellerfirmen Roche und /oder GlaxoSmithKline für Vorträge und Gutachtertätigkeiten erhalten. Diskutiert wird, inwieweit die WHO auf Berater mit Interessenkonflikten zugreifen sollte, kritisiert wird die mangelnde Transparenz. So ist bis heute nicht bekannt, wie das Notfallgremium zusammengesetzt war, das die WHO-Generaldirektorin vor dem Ausruf der Pandemie zu Rate gezogen hat. Damit würde die Glaubwürdigkeit der Institution in Frage gestellt, so ein Fazit des BMJ.
Die WHO-Generaldirektorin wehrt sich jetzt in einem offenen Brief an das BMJ gegen die Vorwürfe. Zu keinem Zeitpunkt und zu keiner Sekunde hätten kommerzielle Interessen ihre Entscheidung beeinflusst. Die Namen der Mitglieder des Notfallgremiums will sie erst bekannt geben, wenn die WHO-Untersuchungskommission ihre Arbeit beendet hat. Sie seien geheim gehalten worden, um die Mitglieder des Gremiums vor dem Einfluss von kommerziellen und anderen Interessengruppen zu schützen.
Stuttgart - 11.06.2010, 10:36 Uhr