Mittelohrentzündung

Untypische Erreger auf dem Vormarsch

14.06.2010, 10:04 Uhr


Als klassische bakterielle Pathogene einer akuten Otitis media gelten Pneumokokken, unbekapselte Haemophilus influenzae-Bakterien sowie Moraxella catarrhalis. Laut einer

Die akute Otitis media ist die häufigste Infektionskrankheit beim Kleinkind. Sie stellt auch den häufigsten Grund für eine Antibiotikatherapie in diesem Alter dar, obwohl jede zweite Mittelohrentzündung viral bedingt ist. Was die bakteriellen Erreger einer spontan perforierten akuten Otitis media angeht, so sind über die Hälfte "untypische" Keime, nämlich Streptococcus pyogenes mit 29% und Staphylococcus aureus mit 26%. Erst dann folgen die "Klassiker" Streptococcus pneumoniae (25%), Haemophilus influenzae (17%) und Moraxella catarrhalis (4%). Das ergab die Zwischenbilanz einer multizentrischen Studie zur Bakteriologie der Mittelohrentzündung in Deutschland mit Kindern im Alter von vollendeten zwei Monaten bis fünf Jahren.

Bei 220 von 459 Kindern fanden sich im Ohrabstrich keine typischen Otitis-media-Erreger bzw. nur physiologische Keime. In 64 der Isolate wuchsen gar keine Bakterien. Bei 175 Kindern, also nur bei 38%, wurde das obige, überraschende Keimspektrum nachgewiesen. Nur bei jedem zehnten Kind mit akuter Otitis media waren Pneumokokken die Auslöser. Und auch die wandeln sich: Die Analyse zeigte eine Dominanz der Serotypen 3 und 19A mit 36% bzw. 21%. Vor der Einführung der generellen Impfung gegen Pneumokokken für alle Kinder bis 24 Monate im Jahr 2006 waren noch die Serotypen 19F, 2, 14 und 23F am häufigsten. Für die akute antibakterielle Therapie soll der Erregerwandel derzeit (noch) keine Konsequenzen haben.

Quelle: Van der Linden et al., Posterpräsentation, ESPID-Kongress, European Society for Pediatric Infectious Diseases, Nizza 2010


Ralf Schlenger/DAZ