Naturstoffmedizin

Phenylanthrachinone gegen Krebs und Malaria

Würzburg - 22.06.2010, 06:55 Uhr


Afrikanische Pflanzen aus der Familie der Affodill-Gewächse enthalten Naturstoffe, die im Laborversuch gegen Malaria-Erreger und Tumorzellen wirken. Das hat ein afrikanisch-deutsches Forschungsteam entdeckt.

Dabei handelt es sich um Phenylanthrachinone, die zum Beispiel in der Fackellilie (Kniphofia) oder in der Bulbine vorkommen. Beide Pflanzen sind in Afrika heimisch und in Südafrika weit verbreitet. Zuchtformen der Fackellilie gedeihen als Zierpflanzen auch in deutschen Gärten.

Phenylanthrachinone bestehen aus zwei Teilen, die über eine Achse miteinander verbunden sind. Die Achse kann sich nicht frei drehen. Deshalb treten die Moleküle in verschiedenen spiegelbildlichen Formen auf, die unterschiedliche Wirkungen haben können. Alle Phenylanthrachinone besitzen ein bestimmtes Bauelement, das auch in anderen Anti-Tumor-Wirkstoffen vorkommt. Die Vermutung lag also nahe, dass die Phenylanthrachinone gegen Krebszellen aktiv sein müssten. In Labortests zeigten die Stoffe, etwa das Knipholon, zum Teil gute Wirkungen gegen bestimmte Leukämiezellen. Der Effekt ist vergleichbar mit dem von Etoposid, einer Substanz, die in der Krebstherapie etabliert ist. Aufgefallen sind einige der Naturstoffe bei Testreihen im Labor auch dadurch, dass sie gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum wirken.

Entdeckt wurden die medizinisch interessanten Wirkungen der Phenylanthrachinone im Würzburger Sonderforschungsbereich 630. Dieser hat sich die Erkennung, Gewinnung und funktionale Analyse von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten zum Ziel gesetzt. Die Würzburger Naturstoffchemiker haben sich in den vergangenen Jahren intensiv damit beschäftigt, die genaue dreidimensionale Struktur der Phenylanthrachinone aufzuklären und sie synthetisch herzustellen. Durch diese Arbeiten ist die Zahl der bekannten Phenylanthrachinone von fünf auf über 20 gestiegen. Doch immer noch sind die Inhaltsstoffe vieler Kniphofia- und Bulbine-Arten gar nicht oder unzureichend erforscht.

Die südafrikanischen Partner in Johannesburg beschäftigen sich mit der botanischen Verwandtschaft und der taxonomischen Einordnung der Pflanzen. Die kenianischen Forscher wollen das Wissen aus der traditionellen Volksmedizin und Ergebnisse der pflanzenchemischen Forschung zusammenführen und damit einen Beitrag zur pharmazeutischen Erschließung afrikanischer Heilpflanzen leisten. Noch ist jedoch nicht absehbar, ob die Phenylanthrachinone den Sprung in die pharmazeutische Entwicklung und letztendlich in die klinische Prüfung schaffen werden.

Quelle: Presseinformation der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 16. Juni 2010.


Dr. Bettina Hellwig