Tumortherapie

IgA-Antikörper aktivieren Immunabwehr

Kiel - 25.06.2010, 11:16 Uhr


Forscher der Universität Kiel wollen monoklonale IgA-Antikörper für die Tumortherapie entwickeln. Derzeit werden bei Tumorpatienten ausschließlich Antikörper aus der Gruppe der

Aufgrund ihrer zumeist hohen Spezifität für bösartige Zellen sind Antikörper im Vergleich zu konventioneller Chemotherapie häufig besser verträglich. In Tumorzellen können monoklonale Antikörper zum Beispiel ein Selbstmordprogramm (Apoptose) starten oder Signalwege hemmen. Zentral ist ihre Bedeutung als Wegweiser für die Immunzellen des Körpers: Antikörper markieren diejenigen Zellen und Partikel, die anschließend von spezialisierten Immunzellen, etwa den Fresszellen (Makrophagen), vernichtet werden. Mehrere Studien legen nahe, dass bestimmte Immunzellen, zum Beispiel Makrophagen und Granulozyten, zur therapeutischen Effizienz von Antikörpern beitragen. Die Kieler Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass vor allem IgA-Antikörper zu einer effektiven Rekrutierung dieser Immunzellen führen. IgA-Antikörper sind an ihrer Oberfläche komplexer gestaltet als IgG-Antikörper. Darüber hinaus neigen sie zu spontanen Reaktionen untereinander. Nicht zuletzt wegen dieser molekularen Eigenschaften schien es bisher als zu aufwändig, rekombinante IgA-Antikörper für die klinische Anwendung zu entwickeln.

Die Kieler Forscher können rekombinante IgA-Antikörper gegen beliebige Zielstrukturen produzieren und aufreinigen. Bevor sich die IgA-Moleküle therapeutisch einsetzen lassen, müssen sie noch speziell angepasst werden. Zunächst will die Arbeitsgruppe die Antikörper auf ein Eiweiß abrichten, das in verschiedenen Tumorarten besonders aktiv ist: den Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR). Dieser Rezeptor spielt eine wichtige Rolle in der Organentwicklung, kann aber auch dazu führen, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren. Für Antikörper ist der EGFR gut angreifbar, weil er aus der Zelloberfläche herausragt. Bislang sind nur die monoklonalen Antikörper Cetuximab und Panitumumab aus der Kategorie der Immunglobuline G (IgG) zur Immuntherapie von Tumoren mit hoher EGFR-Aktivität zugelassen.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 180.000 Euro. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung.

Quelle: Presseinformation der Wilhelm Sander Stiftung, München, 17. Juni 2010.


Dr. Bettina Hellwig