Neurowissenschaften

Geheimnis des Babyblues

28.06.2010, 07:05 Uhr


Bis zu 70 Prozent aller Mütter leiden in der ersten Woche nach der Geburt ihres Kindes unter Wochenbettmelancholie. In einigen Fällen entwickelt sich daraus eine postpartale Depression

Serotonin, Dopamin und Noradrenalin gehören zu den Mediatoren, die entscheidend an der Weiterleitung von Signalen im Gehirn beteiligt sind. Darüber hinaus bestimmen sie Empfindungen, wie Freude oder Euphorie. Ein deutsch-kanadisches Wissenschaftlerteam fand heraus, dass Frauen, die nach der Entbindung unter einer Wochenbettdepression leiden, hohe Konzentrationen von MAO-A in den Gliazellen und Neuronen aufweisen. Die stimmungsaufhellenden Neurotransmitter werden demnach verstärkt abgebaut.

Bekanntermaßen fällt außerdem der Östrogenspiegel um das 100- bis 1.000-fache, was die Entstehung der Melancholie nach der Geburt zusätzlich fördert. Mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomografie konnten die Forscher die Verteilung eines radioaktiv markierten Liganden erfassen, der sehr spezifisch und mit hoher Affinität an MAO-A bindet. In der Regel hatten die MAO-A-Spiegel ihr Maximum am fünften Tag nach der Geburt erreicht - ein Zeitpunkt, wo die Stimmung der Mütter meist am schlechtesten ist. Um diese Wochenbettmelancholie und eine sich daraus entwickelnde ernsthafte Depression zu verhindern, soll in künftigen Studien der Einsatz der Wirkstoffe Tyrosin und Tryptophan untersucht werden. Die Aminosäuren werden vom Organismus in die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin umgewandelt.

Quelle: Sacher, J. et al.: Arch. Gen. Psychiat. 2010; 67(5): 468-474



Franziska Wartenberg/DAZ


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