Strukturbiologie

Der "Taschentrick" gegen Tuberkelbakterien

Würzburg - 01.07.2010, 07:00 Uhr


Wissenschaftler des Rudolf-Virchow-Zentrums in Würzburg haben einen Wirkstoff entwickelt, der Tuberkulosebakterien am Aufbau ihrer Zellwand hindert. Die Substanz passt gut in eine

Seit einigen Jahren ist Tuberkulose wieder auf dem Vormarsch. Rund acht Millionen Menschen erkranken jährlich an der Lungeninfektion. Gegen zahlreiche Wirkstoffe ist ihr wichtigster Erreger, Mycobacterium tuberculosis, aufgrund der genetischen Anpassungsfähigkeit bereits resistent. Beim Aufbau seiner Zellwand scheint der Keim allerdings auf altbewährte Muster zu setzen. Das Gerüst besteht zum Großteil aus sehr langkettigen Fettsäuren, so genannten Mykolsäuren, die den Bakterien ermöglichen, sogar eine Makrophagen-Attacke zu überleben. Die Fettsäuren werden in einer Substrattasche des Enzyms InhA produziert. Wirkstoffe wie Triclosan können zwar diese Tasche besetzen, füllen sie jedoch nicht hundertprozentig aus und werden leicht wieder herausgedrückt.

Strukturbiologische Untersuchungen ermöglichten die Entwicklung einer neuen Substanz, PT70, deren Kettenlänge größer als die von Triclosan ist. Das Molekül reicht tiefer in die Substrattasche und nimmt dort einen optimaleren Platz ein. Wie die Mykolsäuren kann auch PT70 die Tasche verschließen – ein entscheidendes Kriterium für die Wirksamkeit. Die neue Substanz bindet etwa 14.000 Mal länger an das Enzym InhA als bisherige Stoffe.

Quelle: Luckner, S. R. et al.: J. Biol. Chem. 285 (19): 14330-14337


Franziska Wartenberg/DAZ