Immunsystem

Entzündungen in der Bandscheibe

16.07.2010, 07:00 Uhr


Bei einem Bandscheibenvorfall werden die Nervenfasern im Wirbelkanal durch das Austreten des gallertartigen Inneren gequetscht. Für den ausstrahlenden Schmerz könnte

Ein Bandscheibenvorfall wird meist von starken, in die Beine oder Arme ausstrahlenden, Schmerzen begleitet. Die Ursache für diese Schmerzen sah man lange in dem Druck, den der ausgetretene Kern der Bandscheibe auf den Wirbelkanal ausübt.

Eine neue Studie amerikanischer Forscher der Duke Universität in Durham untermauert eine weitere Theorie der Schmerzentstehung. Das Team um Mohammed Shamji fand Anzeichen einer lokalen Entzündungsreaktion. So waren die Makrophagen und Lymphozyten in  Bandscheibengeweben von Patienten mit Bandscheibenvorfall im Gegensatz zu Geweben gesunder Probanden erhöht. Zusätzlich konnten die Forscher einen weiteren Botenstoff der lokalen Entzündung ausfindig machen. Interleukin-17 wird von Th17-Zellen produziert und weist in Patienten mit Bandscheibenvorfall eine erhöhte Konzentration auf. Dieser Botenstoff steht auch im Zusammenhang mit einigen Autoimmunerkrankungen.

Bei einem Bandscheibenvorfall werden die Th17-Zellen wahrscheinlich durch das austretende Kernmaterial angelockt und lösen die körpereigene Entzündungsreaktion aus. Die benachbarten Nervenwurzeln der Rückenmarkszellen schwellen durch die Entzündung an und es kommt zu den typisch starken und ausstrahlenden Schmerzen.

Ein neuer Therapieansatz könnte die Blockade der Interleukin-17 Produktion darstellen. Th17-Zellen seien, so die amerikanischen Wissenschaftler, nicht an der Infekt- oder Tumorabwehr beteiligt. Eine Therapie hätte somit keinen Einfluss auf unser normales Immunsystem.

Dieser Ansatz bedarf jedoch noch genauerer Untersuchungen, bevor es hier zu einem wirklichen Therapieversuch kommen kann.

Quelle: Shamji, M. et al.: Arthritis and Rheumatism, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1002/art27444


Simone Kruse/DAZ