Report Mainz

Priscus-Liste: 83 potenziell gefährliche Wirkstoffe für alte Menschen

Mainz - 09.08.2010, 16:15 Uhr


Die Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann, Philipp-Klee-Institut am Helios Klinikum in Wuppertal, hat herausgefunden, dass fast 40 Prozent aller Heimbewohner in Deutschland Medikamente erhalten, die für alte Menschen potenziell

Die Liste, die auch DAZ.online vorliegt, wurde im Auftrag des Bundesforschungsministeriums zusammen von etwa 20 Experten verschiedener Fachrichtungen, unter anderem Geriatrie, Neurologie und Pharmazie. erstellt.

Besonders beim Einsatz einiger Schmerzmedikamente und Psychopharmaka drohten inakzeptable Risiken wie Nierenschädigungen, Magenblutungen und erhöhtes Sturzrisiko, so das Helios Klinikum in Wuppertal. Gegenüber „Report Mainz“ sagte Petra Thürmann, dass etwa 15 Prozent bis 20 Prozent der älteren Menschen, die zuhause leben, ein solches Medikament erhalten und in Altenheimen seien es fast 40 Prozent.

Die Liste diene dazu, dass der Arzt beim einzelnen Patienten hinterfragt, ob ein Medikament unbedingt verordnet werden müsse und ob möglicherweise Alternativen vorhanden seien. Personen, die solche Arzneimittel einnähmen, sollten allerdings nicht in Panik verfallen.

Auch der Leitende Oberarzt vom Evangelischen Geriatriezentrum in Berlin, Prof. Dr. Heiner Berthold, kritisiert den zu häufigen Einsatz von potenziell gefährlichen Medikamenten bei alten Menschen, heißt es in der Vorankündigung zur Sendung. Beim Einsatz des Blutdrucksenkers Clonidin z.B. komme es immer wieder zu Stürzen.

Gegenüber Report Mainz sagte Berthold: „Das sehen wir wirklich ganz häufig. Also Übermedikamentierung mit Blutdrucksenkern, aber auch mit anderen Arzneimitteln, die aufs Gehirn in einer Art und Weise wirken, Schlafmittel z.B. oder Neuroleptika oder Antidepressiva, führen häufig in der Kombination bei alten Menschen zu Stürzen“. Die Folge seien Hüftfrakturen, von denen sich alte Menschen nur sehr schwer erholen.

Die „Priscus-Liste finden Sie hier (bitte klicken).



Peter Ditzel