KBV-Umfrage

Junge Mediziner wollen nicht aufs Land

Berlin - 20.09.2010, 12:31 Uhr


Das Berufsbild des Arztes wird sich in den nächsten Jahren deutlich wandeln. Die inhabergeführte Einzelpraxis ist ein Auslaufmodell. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage unter 12.500 Medizinstudenten im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Insgesamt starten die jungen Mediziner aber hoch motiviert in ihr Berufsleben. 91 Prozent der Studenten sind mit ihrer Studienwahl zufrieden und gaben an, wieder Medizin studieren zu wollen. Außerdem ist die Abbrecherquote im Fach Medizin an deutschen Universitäten unterdurchschnittlich niedrig.

„Die jungen angehenden Ärztinnen und Ärzte wissen, dass ihre Arbeit gefragt ist. Sie haben das Privileg, sich später aussuchen zu können, ob sie in einer Klinik oder in einer Praxis arbeiten. Sie sind selbstbewusst und flexibel", lautet das Fazit von KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller. Über 12.000 Medizinstudenten fast aller Universitäten hatten sich an der bislang größten derartigen Befragung beteiligt.

Die Umfrage belegt aber auch, welche Tätigkeiten für Deutschlands Nachwuchsärzte wenig attraktiv sind: Die Bereitschaft für eine Niederlassung als Hausarzt ist relativ gering. Lediglich 38 Prozent der nächsten Medizinergeneration können sich dies vorstellen. Attraktiver ist hingegen eine Niederlassung als Facharzt. 75 Prozent der Studenten gaben an, sich vorstellen zu können, später eine eigene Praxis zu eröffnen. 76 Prozent können sich aber genauso gut eine Anstellung als Facharzt in einer Klinik vorstellen.

In der Umfrage gaben 96 Prozent der Studierenden an, dass sie sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen. Später in einer ländlichen Region zu arbeiten, können sich die wenigsten vorstellen. Am geringsten ist die Bereitschaft ausgeprägt, in ostdeutschen Ländern eine Praxis zu eröffnen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Honorierung der Leistungen den Studierenden zwar wichtig ist. Andere Maßstäbe wie die Work-Life-Balance und der Standortfaktor spielen für sie bei der Berufsausübung aber eine sehr viel größere Rolle. Als Nettoeinkommen angemessen halten Medizinstudenten ca. 5000 Euro netto im Monat.

Das Berufsmonitoring Medizinstudenten wurde im Sommersemester 2010 mit Unterstützung des MFT durchgeführt. 64 Prozent der Befragten waren weiblich, 36 Prozent männlich. Dies spiegelt zugleich die Anteile der Studierenden im Fach Medizin insgesamt wider. Der Fragebogen umfasste insgesamt 30 Punkte, zu denen die Studenten Stellung bezogen. Die Befragung soll in zwei Jahren wiederholt werden.


Lothar Klein


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