Schwerpunkt Diabetes

Akne – das metabolische Syndrom der Haut?

27.10.2010, 13:54 Uhr


Jahrzehntelang waren Ernährungsfaktoren als Akneauslöser „out“ - doch die Sicht wandelt sich. Im Visier stehen insulinotrope Nahrungsmittel, insbesondere Milch und Kohlenhydrate mit hohem glykämischem Index. Sind sie entscheidende Verstärker von pubertären Hormonumstellungen und Wachstumssignalen, die Akne auslösen? Und sogar mehr?

Dieselben molekularen Mechanismen, die Talgproduktion und Entzündung anheizen, verstärken auch eine Insulinresistenz. Nach dieser Hypothese erscheint Akne als metabolisches Syndrom der Haut, als sichtbarer Risikoindikator für Diabetes und andere Zivilisationskrankheiten.

Die aktuelle Leitlinie beschreibt die Akne als von Beginn an entzündliche Dermatose. Eine Fortentwicklung dieser Hypothese erläuterte auf der Münchner Fortbildungswoche für Dermatologie und Venerologie Prof. Dr. Bodo Melnik. Im Vordergrund der Akneforschung stehen derzeit Insulin und IGF-1-vermittelte Signaltransduktionen, die Seborrhö und Entzündung mit verursachen würden. Dabei sei Akne ganz wesentlich ernährungsbedingt, ist der Dermatologe und Umweltmediziner überzeugt.

Mehr als 50% der Nahrungsmittel „westlicher“ Ernährung gelten als stark insulinotrop. Dazu gehören Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten mit hohem glykämischem Index (Zucker, Süßigkeiten …), aber auch Milch und zahlreichen Frischmilchprodukte. Diese Lebensmittel induzieren Wachstumshormon- (GH) und Prolaktinerhöhungen. GH und Prolaktin wirken diabetogen und können eine Insulinresistenz durch vermehrte Expression von SOCS-Proteinen in stark STAT5-exprimierenden Geweben wie Leber, Muskel und Fettgewebe induzieren. Hieraus resultieren erhöhte Glucosespiegel, die Betazellen durch Erhöhung ihrer Insulinsekretion kompensieren. Die epithelialen Gewebe wie die Talgdrüsen der Haut unterliegen dadurch einer verstärkten insulinotropen Signaltransduktion, da sie nicht insulinresistent sind. Dies erklärt den Zusammenhang zwischen insulinotroper westlicher Diät und Akne.

Ausführlich berichten wir über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne sowie der Bedeutung für Diabetes berichten wir im Rahmen unseres Schwerpunkts Diabetes in der aktuellen Ausgabe der Deutschen Apotheker Zeitung.


Dr. Beatrice Rall