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vfa-Studie
Bessere Versorgung von Chronikern senkt Fehltage
Chronische Erkrankungen sind nicht nur ein persönliches Problem für die Betroffenen. Die durch sie verursachten Fehltage führen auch zu Produktivitätsverlusten - eine optimierte Arzneimittelversorgung könnte diese spürbar reduzieren.
Schon jetzt gehen Deutschland die Fachkräfte aus. In Kürze wird es daher notwendig werden, ältere und auch chronisch kranke Menschen länger im Erwerbsleben zu halten. Damit das funktioniert, muss etwas dafür getan werden, dass diese Menschen möglichst lange produktiv sein können. Welche Potenziale in einer optimierten Behandlung von Chronikern liegen, hat nun die Unternehmensberatung Oberender & Partner in Kooperation mit der Universität Bayreuth im Auftrag der Forschenden Pharmaunternehmen (vfa) unter die Lupe genommen. Studienleiter Prof. Peter Oberender stellte die Ergebnisse der Studie „Chroniker in der Arbeitswelt“ heute in Berlin vor.
Auf der Grundlage von Daten von knapp 9 Millionen Versicherten der TK und der DAK wurden exemplarisch die Produktivitätsausfälle durch vier ausgewählte Indikationen untersucht: Asthma, Rheuma, Herzinsuffizienz und Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Ausdrücklich betonte Oberender, dass es sich hier nur um einen sehr kleinen Ausschnitt von Erkrankungen handele – sie machen lediglich ein Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aus. Bewusst entschied man sich für solche chronischen Krankheiten, für welche die Datenlage besonders sicher ist, Leitlinien existieren und die sich gut von ihren Folgeerkrankungen abgrenzen lassen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei einer zu 100 Prozent optimierten Versorgung bis zum Jahr 2020 die AU-Tage im Vergleich zum Status quo zum Teil deutlich reduziert werden können: Bei Asthma wäre eine Senkung um bis zu 76 Prozent möglich, bei Rheuma um bis zu 49 Prozent und bei COPD um bis zu 16 Prozent. Selbst wenn man nur eine leitliniengerechte Versorgung von 60 Prozent der Betroffenen erreichen könnte, wäre bei Asthma noch ein Reduktionspotenzial von 47 Prozent drin, bei Rheuma von 29 Prozent und bei COPD von 8 Prozent. Bei COPD könnte vor allem Prävention den Produktivitätsausfall mindern. Bei Herzinsuffizienz tut man sich dagegen schwerer mit leitliniengerechter Versorgung Einsparungen zu erreichen. Selbst bei einer gänzlich optimalen Versorgung könnten die Fehltage hier nur um 2 Prozent gesenkt werden. Bei 60 Prozent leitliniengerechter Versorgung könnte der Anstieg der AU-Tage auf 2 Prozent begrenzt werden – bliebe es bei der derzeitigen Versorgungslage müsste man schon aus demografischen Gründen mit einem Anstieg um 9 Prozent rechnen.
In Euro ausgedrückt könnte die Optimierung der Versorgung in den vier betrachteten Indikationen Produktivitätsverluste in Höhe von rund 220 Mio. Euro (bei 60 Prozent leitliniengerechter Versorgung) bis etwa 360 Mio. Euro (100 Prozent) bis zum Jahre 2020 vermeiden. Oberender appellierte daher an die Unternehmen, Rahmenbedingungen zu schaffen, um solchen Verlusten vorzubeugen: „Betriebliche Prävention wird zukünftig eine deutlich größere Rolle spielen müssen. Auch Arbeitnehmer können durch Therapietreue und stärkere Eigenverantwortung einen Beitrag zur Vermeidung von Fehltagen leisten. Die Linderung jahrelanger chronischer Leiden und eine deutlich gesteigerte Lebensqualität tragen auch zu einer psychologischen Entlastung der Patienten bei."
Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, betonte, man dürfe chronische Krankheiten künftig nicht nur als Individualschicksal sehen, sondern müsse Krankheitsbilder mit ihren gesellschaftlichen Konsequenzen betrachten. Eine wesentliche Weichenstellung werde dabei künftig von der Nutzenbewertung von Arzneimitteln ausgehen. Hier sei es wichtig, dass ein umfassender Nutzenbegriff zur Anwendung kommt, der alles einschließt, was dem Patienten zugute kommt und der darüber hinaus noch einen gesellschaftlichen Nutzen im Blick behält. Yzer: „Unserem Gesundheitssystem sollte auch eine relevante Senkung von Fehlzeiten am Arbeitsplatz oder die Vermeidung von Frühverrentungen künftig Geld wert sein. So wird die Definition des Nutzenbegriffes künftig auch für unsere Volkswirtschaft von Bedeutung sein.“
Berlin - 27.10.2010, 13:34 Uhr