Micro-RNA

Wie T-Zellen die Immunantwort regulieren

Berlin - 27.10.2010, 06:59 Uhr


Lange Zeit war unklar, wie es weiße Blutkörperchen schaffen, sich nach Kontakt mit einem Antigen genügend schnell zu vermehren. Der Schlüssel dazu ist eine winzig kleine Nukleinsäure

Sobald ein Krankheitserreger in den Körper eindringt, beginnt der Wettlauf. Pathogen und T-Helfer-Zellen, die als Teil des adaptiven Immunsystems jeweils auf ein Antigen spezialisiert sind, vermehren sich um die Wette. Bei Krankheiten wie Leukämie ist die Regulation dieser T-Zell-Vermehrung defekt und der Körper kann die Eindringlinge nicht abwehren. Bei Autoimmunkrankheiten, wie der rheumatoiden Arthritis, kommt es dagegen zu einer übermäßigen Expansion krankheitsfördernder T-Helfer-Zellen; eine chronische Entzündung ist die Folge.

Aufgrund der Vielzahl von Krankheitserregern gibt es im Körper jeweils nur eine geringe Zahl von T-Zellen gegen jedes Antigen. Ihre Vermehrung ist strikt kontrolliert. Im Ruhezustand sorgt ein Protein, der Transkriptionsfaktor Foxo1, dafür, dass sich T-Helfer-Zellen nicht unkontrolliert vermehren. Sobald aber ein Antigen an den T-Zell-Rezeptor auf der Oberfläche der T-Helfer-Zellen bindet und sie damit aktiviert, wird diese Blockade aufgehoben. Die Vermehrung der spezifischen T-Helfer-Zellen nimmt ihren Lauf und wird unterstützt durch den Botenstoff Interleukin-2. Man spricht von klonaler Expansion.

Die Aktivierung der Vermehrung über den T-Zell-Rezeptor und Interleukin-2 ist allerdings nur von kurzer Dauer. Für die anhaltende klonale Expansion bedarf es eines weiteren Signals. Dieses zweite, durch Interleukin-2 aktivierte Signal, liefert eine winzige Ribonukleinsäure (RNA), die microRNA-182. Sie sorgt dafür, dass Foxo1 länger blockiert bleibt und damit der Expansion nichts im Wege steht. Dass die microRNA-182 tatsächlich eine zentrale Rolle in der physiologischen Regulation von Immunantworten spielt, konnte in einem Mausmodell für Arthritis bestätigt werden. Wenn ein Hemmstoff gegen die microRNA-182 gegeben wurde, konnten sich die aktivierten T-Helfer-Zellen nicht ausreichend vermehren, um die für die Arthritis typische, überschießende Immunantwort auszulösen. Die Entdeckung der Funktion von microRNA-182 eröffnet somit neue therapeutische Möglichkeiten, unter anderem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

Quelle: Stittrich, A.B. et al.: Nature Immunology 2010, Online-Vorabpublikation, DOI:10.1038/ni.1945


Dr. Bettina Hellwig