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Zechpreller kosten PKV 200 Millionen Euro
Private Kassen wollen Spezialtarif für Nichtzahler
Über 80.000 zahlungsunwillige Privatversicherte belasten die Bilanzen der privaten Krankenkassen mit bis zu 200 Mio. Euro im Jahr. Jetzt sucht die Branche nach einem Ausweg: Ein Spezialtarif für Nichtzahler soll das Millionen-Euro-Problem mildern.
Seit der Einführung der Versicherungspflicht können die PKV-Unternehmen säumigen Kunden nicht mehr kündigen. Die Versicherten zahlen keine Beiträge mehr ein, kosten aber viel Geld: Die Versicherungen müssen zumindest die Versorgung in Notfällen bezahlen und außerdem weiter Alterungsrückstellungen aufbauen. Das belastet die Bilanzen.
Zwar können die privaten Krankenkassen die Nichtzahler in den branchenweiten Basistarif abschieben. In den meisten Fällen verschlimmert dies aber das Problem, weil viele Selbstständige in der Gründungsphase ihres Unternehmens einen billigeren Tarif wählen. Seit Einführung der Versicherungspflicht ist den privaten Krankenkassen die Kündigung und der Versicherungsausschluss von zahlungsunwilligen Kunden versperrt.
PKV-Sprecher Stefan Reker bestätigte gegenüber DAZ.online Überlegungen in der Branche, einen Extra-Tarif für Nichtzahler zu schaffen, für den eigene Bedingungen gelten. Er könnte so kalkuliert sein, dass er nur die Behandlung im Notfall versichert und vor allem keine Altersrückstellungen zu bilden wären. Laut Reker verweigern derzeit 81.000 Vollversicherte PKV-Kunden, davon 6.000 im Basistarif, seit mindestens sechs Monaten die Zahlung ihrer Versicherungsprämien. Das schlage sich in den PKV-Bilanzen mit einem Ausfall von 200 Millionen Euro pro Jahr nieder. Mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werde derzeit eine Lösung für das Problem gesucht.
Auch für die gesetzliche Krankenversicherung sind die Nichtzahler ein Problem. Nach einer aktuellen Erhebung schulden säumige Zahler für die Zeit vom 1. April 2007 bis zum 31. März 2009 den Kassen rund 630 Millionen Euro.
Berlin - 28.10.2010, 11:16 Uhr