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Phagro-Chef zur neuen Großhandelsspanne
Trümper: Wir sind irritiert und enttäuscht
Mit Verärgerung und Enttäuschung hat der Großhandel auf die beschlossene Neuregelung der Großhandelsspanne reagiert: „Ich bin über diese Vorgehensweise irritiert und kann diese Entscheidung bislang auch nicht nachvollziehen“, sagte Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper zu DAZ.online.
Die angekündigte Änderung der Arzneimittelpreisverordnung zum 1. Januar 2012 mit einem prozentualen Anteil von 3,15 Prozent zuzüglich eines Fixzuschlages in Höhe von 0,70 Euro entspreche nicht dem Kompromiss, den die Regierungskoalition angeboten habe „und dem wir zugestimmt haben.“ Beim gemeinsamen Gespräch von Phagro-Chef Trümper und DAV-Chef Fritz Becker mit dem Bundesgesundheitsministerium hatte Staatssekretär Stefan Kapferer den mit den Koalitionsfraktionen abgestimmten Vorschlag unterbreitet, die Großhandelsspanne auf 3,4 Prozent variabel plus 70 Cent Fixzuschlag festzuschreiben.
Diesen Vorschlag hatte CDU-Politiker Jens Spahn kurz darauf vor dem Apothekertag in München öffentlich gemacht. Der Apothekenabschlag sollte auf maximal zwei Euro festgelegt werden. In der Apothekerschaft wie beim Großhandel wird jetzt über die Gründe der in der langen Verhandlungsnacht erfolgten Abweichung gerätselt.
„Ebenfalls enttäuschend ist die Tatsache, dass die Umsetzung dieses Vorschlages nun erst im Jahre 2012 erfolgen soll. Wir haben die verantwortlichen Politiker seit über sechs Monaten darauf hingewiesen, dass alle Beteiligten eine schnellere Lösung brauchen, um ihre notwendigen Vorbereitungen zu treffen, also zum Beispiel die dann veränderten Festbeträge auszurechnen. Die ab dem 1. Januar 2011 vorgesehene Abgabe in Höhe von 0,85 Prozent auf den Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmens ist eine völlig unausgegorene Zwischenlösung, die von den Apotheken als vorgesehene Inkasso-Stelle gar nicht umsetzbar ist“, so Trümper weiter.
Fast jede Apotheke werde von mehreren Pharma-Großhändlern beliefert. Liege die Ware erstmal im Lager der Apotheke, sei es für diese nicht mehr nachvollziehbar, von welchem Händler sie damit beliefert wurde. Dementsprechend wisse sie auch nicht, welchem Großhandel sie die 0,85 Prozent berechnen müsse, wenn sie ein Präparat auf Kosten der GKV abgegeben habe. Phagro-Chef Trümper zu DAZ.online: „Leider hat von Seiten der Politik niemand bei uns nachgefragt, ob diese Lösung umsetzbar ist."
Wie die Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) ihre Rabattpolitik gegenüber den Apotheken in Zukunft konkret ausrichten wird, ließ Anzag-Vorstandvorsitzender Trümper auf DAZ.online-Anfrage offen. Auf jeden Fall will Anzag die Konditionen aber neu verhandeln: „Wir sind sehr enttäuscht über diese Lösung, weil sie uns für die Zukunft Unsicherheit bietet. Wir haben heute bestehende Konditionsvereinbarungen mit unseren Kunden, die natürlich mit Blick auf die bestehende Arzneimittelpreisverordnung geschlossen wurden. Nun müssen wir innerhalb eines Jahres zweimal mit unseren Kunden verhandeln. Das ist ein Riesen-Aufwand, der Geld kostet. Das betrifft aber nicht nur uns, sondern alle pharmazeutischen Großhändler."
Berlin - 01.11.2010, 18:44 Uhr