Integrierte Versorgung

Grünen fürchten mehr Einfluss von Arzneimittelherstellern

Berlin - 19.11.2010, 10:33 Uhr


Die Grünen sorgen sich um die Folgen der Öffnung der integrierten Versorgung für Arzneimittelhersteller. In einer parlamentarischen Anfrage will ihre Bundestagsfraktion wissen, welche Konsequenzen die Bundesregierung für die Therapie und Arzneimittelversorgung von Patienten erwartet.

Als konkretes Beispiel für ihre Bedenken nennen die Grünen einen Integrationsvertrag, der kürzlich in Niedersachsen über die Versorgung von psychiatrischen Patienten geschlossen wurde: Dieser Budgetvertrag umfasse ausschließlich die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schizophrenie. Vertragspartner sei das „Institut für Innovation und Integration im Gesundheitswesen“, eine 100-prozentige Tochter des Pharmaunternehmens Janssen-Cilag GmbH. Janssen sei Hersteller mit einem relevanten Marktanteil für verschreibungspflichtige Medikamente zur Behandlung von an Schizophrenie erkrankten Patientinnen und Patienten.

Der Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. sowie die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e. V. befürchteten gravierende Folgen für die betroffenen Patientinnen und Patienten. Verträge wie der in Niedersachsen widersprächen den S3-Leitlinien „Psychosoziale Therapien“, bei denen multiprofessionelle, teambasierte und tatsächlich integrierte Versorgungsansätze im Vordergrund stünden. Der niedersächsische Vertrag unter Einbeziehung der Tochter eines pharmazeutischen Unternehmens biete Anlass zu der Befürchtung, dass psychisch erkrankte Menschen in Niedersachsen künftig vorwiegend medikamentös behandelt würden und gemeindepsychiatrisch gewachsene Strukturen verdrängen, schreiben die Grünen in ihrer Anfrage.

Jetzt wollen die Grünen von der Bundesregierung wissen, welche konkreten Verbesserungen sie für die Versorgungsqualität von Patienten durch die Aufnahme pharmazeutischer Unternehmen als direkte Vertragspartner der Krankenkassen in der integrierten Versorgung erwartet.

Eine weitere Frage lautet: „Hält die Bundesregierung die geplanten Änderungen auch vor dem Hintergrund für akzeptabel, dass dabei pharmazeutische Unternehmen Einfluss auf die Medikamentenverordnungen des eigenen Angebots bekommen können?“

DAZ.online berichtet über die Antwort, sobald diese vorliegt.


Lothar Klein