Einfluss der pharmazeutischen Industrie

KVNo zum AMNOG: Bock wird zum Gärtner gemacht

Berlin - 22.11.2010, 08:00 Uhr


Mit heftiger Kritik hat die KV Nordrhein auf die mit dem AMNOG ermöglichte Beteiligung von Arzneimittelherstellern an Verträgen zur Integrierten Versorgung reagiert Damit werde der „Bock zum Gärtner gemacht“, warnte KVNo-Hauptgeschäftsführer Bernhard Brautmeier.

Die pharmazeutische Industrie könne im Rahmen der einzelvertraglichen Gestaltung direkten Einfluss auf die Versorgung der Bevölkerung nehmen, kritisierte Brautmeier bei einer Veranstaltung der KVNo zum Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG). Ab 2011 können Arzneimittelhersteller als direkte Vertragspartner an der integrierten Versorgung teilnehmen. Die Verträge könnten die Arzneimittelversorgung bei ausgesuchten Indikationen regeln, sagte Brautmeier. Darauf müssten die Vereinbarungen aber nicht beschränkt bleiben.

Es sei auch denkbar, dass dort etwa zusätzlich die Auswahl der Leistungserbringer festgelegt werde: „Wir sehen hier mit Sorgen, dass die medizinische Versorgung in Deutschland an die Pharmaindustrie abgetreten wird.“ Die Integrationsverträge machten die Industrie als „Player“ hoffähig, kritisierte der KVNo-Vorstand: „Lassen Sie es mich überspitzt formulieren: Die vertraglich gesicherte Versorgung von Patienten mit beispielsweise onkologischen Präparaten wird die ärztliche Leistung gleich mitfinanzieren."

Die begrüßenswerte Tatsache, dass mit dem AMNOG die Pharmaindustrie in die Pflicht genommen werden soll, werde mit der Regelung zur Integrierten Versorgung konterkariert, weil die Industrie als Versorger in Erscheinung treten könne. Während den Kassenärztlichen Vereinigungen eine Beteiligung an Verträgen zur Integrierten Versorgung nach wie vor verwehrt bleibe, erhielten Unternehmen der Pharmaindustrie einen unmittelbaren Zugang zu diesen Versorgungsverträgen erhalten.

Brautmeier: „Die nicht Profit orientierte Körperschaft bleibe ausgeschlossen, während international agierende Unternehmen und Großkonzerne zum Wohle ihrer Shareholder direkten Einfluss auf das Versorgungsgeschehen erhalten sollen. Auf diese Weise liefert man ganze Versorgungszweige und -gebiete den kommerziellen Interessen einzelner Unternehmen aus. Dies könnte der Beginn des Ausverkaufs der GKV in Deutschland sein, bei der der Bock zum Gärtner gemacht wird.“


Lothar Klein