Infektionsforschung

Chlamydien vermeiden Sauerstoff

Kiel - 08.12.2010, 07:00 Uhr


Entzündungsforscher haben jetzt herausgefunden, welche Einflüsse der Sauerstoffgehalt in den Schleimhäuten auf den Heilungsprozess einer Chlamydieninfektion hat. Durch diese Erkenntnisse

Die bakterielle Infektion mit Chlamydien ist die am häufigsten sexuell übertragbare Krankheit weltweit. Allein in Deutschland sind geschätzt mehr als 100.000 Frauen auf Grund einer chronischen Chlamydieninfektion ungewollt kinderlos, mehr als eine Million Frauen gilt als infiziert, die Zahlen der Erst-Infektionen steigen von Jahr zu Jahr drastisch an.

Chlamydien setzen sich in den Schleimhäuten von Männern und Frauen fest und können dort jahrelang unbemerkt leben.

Bisher galt als ungelöst, warum viele Bakterien die antibiotische Medikation überleben und das, obwohl sie keine Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben. Forscher haben jetzt entdeckt, dass die natürliche Immunantwort des Menschen gegen Chlamydien nur funktioniert, wenn genügend Sauerstoff in den Schleimhäuten vorhanden ist. Nur dann können die Chlamydien effizient bekämpft werden, denn sie suchen sich bevorzugt eine sauerstoffarme Umgebung aus, in der sie sich einnisten und vermehren. Da der Sauerstoffgehalt im Eileiter der Frau, wie auch an anderen Stellen im menschlichen Körper, Schwankungen unterworfen ist, hängt es also von der jeweiligen momentanen Konstitution und Verfassung ab, ob die Chlamydien eine Chance zum Überleben haben oder nicht. Treffen die Bakterien auf eine sauerstoffarme Umgebung, wachsen sie. Dieses Wachstum wird im Körper als Entzündung wahrgenommen. Es hat zur Folge, dass der Körper Botenstoffe zur Entzündungsbekämpfung schickt, die dann "vor Ort" wiederum Sauerstoff verbrauchen und damit die Bedingungen für weiteres Chlamydienwachstum begünstigen. Und dies führt dann häufig zu langfristigen Entzündungen.

Quelle: Roth, A., et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 2010, www.pnas.org/content/107/45/19502.abstract



Dr. Bettina Hellwig