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AIDS
Neuer Therapieansatz lässt HIV-1 außen vor
Mit einem Fragment von Alpha-1-Antitrypsin, bezeichnet als VIR-576, kann HIV-1, der Hautpterreger von AIDS, erfolgreich daran gehindert werden, in seine Zielzellen einzudringen. Eine soeben veröffentlichte Studie mit 18 HIV-Infizierten lässt auf eine hoch effektive Therapie hoffen
HI-Viren sind umhüllte Viren. Um in ihre Wirtszelle eindringen und sich dort vermehren zu können, müssen sie mit der Membran der Wirtszelle fusionieren. Schon lange ist man auf der Suche nach potenten Wirkstoffen, die diesen Prozess verhindern. Solche Wirkstoffe werden als Entry-Inhibitoren bezeichnet. Mit Enfuvirtid (Fuseon®) und Maraviroc (Celsentri®) stehen inzwischen zwei Vertreter dieser Gruppe für die HIV-Therapie zur Verfügung. Sie verhindern das Eindringen durch Blockade von Rezeptoren auf der Wirtszelle.
Forscher um Prof. Dr. Frank Kirchhoff vom Universitätskinikum Ulm und Prof. Dr. Reinhold Schmidt von der Medizinischen Hochschule Hannover haben jetzt einen neuen Typ von Entry-Inhibitoren entwickelt. Sie haben herausgefunden, dass ein aus 20 Aminosäuren bestehendes, natürlich im Blut vorkommendes Alpha-1-Antitrypsin-Fragment, bezeichnet als Virus Inhibitory Peptide (VIRIP), an das Oberflächenprotein gp41 von HIV-1 bindet und auf diese Weise das Andocken der Viren an die Wirtszelle verhindern kann. Mit einem weiterentwickelten Derivat des VIRIP, dem VIR-576 haben sie nun 18 HIV-Infizierte über zehn Tage behandelt. VIR-576 wurde in drei verschiedenen Dosierungen intervenös infundiert. Mit der höchsten Dosierung (5 g pro Tag) konnte die durchschnittliche Viruslast im Plasma von über 10 000 HIV-1-RNA-Kopien pro ml um 1,23 log10-Kopien pro ml und damit um über 90 % reduziert werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Das wird damit begründet, dass VIR-576 nicht wie die schon zugelassenen Entry-Inhibitoren menschliche Zellen zum Ziel hat, sondern nur mit dem Oberflächenprotein gp41 des HI-Virus interagiert. Ein weiterer Vorteil: auch Viren, die gegen andere Hemmstoffe resistent sind, werden durch VIR-576 erfasst.
Ziel ist es nun, diesen Ansatz so weiter zu entwickeln, dass mit oral verfügbaren VIRIP-Derivaten eine HIV-Dauertherapie möglich ist. Bis zur Zulassung eines solchen Medikaments werden jedoch noch einige Jahre vergehen.
Quelle
Forssmann WG, et al.:Short-Term Monotherapy in HIV-infected Patients with an Virus Entry Inhibitor Against the gp41 Fusion Peptide. Sci Transl Med 22. December 2010; Vol 2 Issue 63, p63re3
23.12.2010, 10:37 Uhr