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Darmkrebs
EGFR-Signalweg für die Zellteilung
Heidelberger Wissenschaftler haben gemeinsam mit Kollegen aus Seattle herausgefunden, dass bei der Regeneration der Darmschleimhaut der zelleigene EGFR-Signalweg eine wichtige Rolle spielt: Er regt die Stammzellen zur Teilung an, so dass ihre Tochterzellen das zerstörte Darmepithel ersetzen. Der Signalweg könnte auch an der Entwicklung von Darmkrebs beim Menschen beteiligt sein.
Die Darmschleimhaut erneuert sich alle zwei bis fünf Tage. Darmeigene Stammzellen ersetzen dabei Darmwandzellen, die durch Verletzungen oder normale Abnutzung verloren gegangen sind, durch neue Zellen. Damit sich das Darmepithel dynamisch erneuern kann, müssen die Stammzellen des Darms auf die Bedürfnisse des Darmgewebes reagieren. Sie dürfen sich nur in dem Maß teilen und neue Darmzellen bilden, wie Zellen des Darmepithels absterben. Wie die Stammzellen aktiviert werden, war jedoch bisher weitgehend unklar.
Für ihre Untersuchungen verwendeten die Wissenschaftler die Taufliege Drosophila. Bei diesem Insekt erneuert sich das Darmepithel, ähnlich wie beim Menschen, regelmäßig mit Hilfe von Stammzellen. Die Forscher trieben die Zellen der Darmwand mit genetischen Methoden in den Tod oder fütterten die Tiere mit dem giftigen Bakterium Pseudomonas entomophila. Dadurch lösten sie gezielt die Erneuerung des Darmepithels aus. Die angegriffenen Zellen der Darmschleimhaut produzierten in erhöhtem Maße Botenstoffe, die den Epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) aktivieren. Parallel dazu stieg die Aktivität des zellulären EGFR-Signalwegs in den Stammzellen des Darms.
Weitere Experimente zeigten, dass der EGFR-Signalweg die Stammzellen über die Botenstoffe Ras, RAF und MAPK aktiviert. Diese Moleküle bringen die Stammzellen dazu, sich zu teilen und den beschädigten Darm zu erneuern. Die Ergebnisse zeigen, dass der EGFR/Ras/MAPK-Signalweg eine zentrale Rolle bei der Erneuerung und der Erhaltung des Darms spielt.
Allerdings könnte dieser Signalweg auch an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt sein. Dieser Signalweg scheint auch dann aktiviert zu werden, wenn Darm-Polypen entstehen. Solche Polypen neigen dazu, in bösartigen Darmkrebs überzugehen.
In den Darmkrebszellen sind die beiden Signalmoleküle Ras und BRAF, die auch zum EGFR-Signalweg gehören, häufig übermäßig aktiv. Die genaue Funktion des EGFR-Signalwegs bei der Krebsentstehung ist aber noch unverstanden. Es gibt allerdings Antikörper, die gegen den Epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR gerichtet sind und zur Therapie bei Darmkrebs eingesetzt werden, bei durchaus gutem Erfolg.
In einem nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler nun aufklären, wie der EGFR-Signalweg in Stammzellen angeschaltet wird, um zu verstehen, was genau dazu führt, dass Stammzellen verloren gegangenes Gewebe ersetzen.
Quelle: Jiang, H. et al.: Cell Stem Cell 2010, Online-Publikation, DOI: 10.1016/j.stem.2010.11.026.
Heidelberg - 16.01.2011, 07:00 Uhr