Schwangerschaft

Diät schadet Baby-Gehirn

Jena - 31.01.2011, 06:22 Uhr


Während der Schwangerschaft, insbesondere in der ersten Hälfte, gefährdet auch eine leichte Reduktion der Energiezufuhr die gesunde Entwicklung des Baby-Gehirns.

Dies ist das Ergebnis einer Studie mit Pavianen, an der Neurologen des Universitätsklinikums Jena beteiligt waren. Bei den Affen beeinträchtigte eine nur 30%ige Nährstoffreduktion während der ersten Schwangerschaftshälfte die kindliche Gehirnentwicklung wesentlich, obwohl das körperliche Wachstum der Babys und das Gewicht der Mütter kaum vermindert waren.

Die Affenmütter erhielten in der Schwangerschaft 30% weniger Nahrung, als sie vorher in einer unbegrenzten Ernähung zu sich genommen hatten. Nach der Hälfte der Schwangerschaft verglichen die Neurowissenschaftler anhand von immunhistochemischen und molekularbiologischen Analysen den anatomischen und funktionellen Entwicklungsstand der fetalen Hirnreifung mit dem der Kinder normal ernährter Pavianmütter. Obwohl sich das Gewicht der Babys und ihrer Gehirne nicht unterschied, zeigten sich bei der Entstehung der Nervenzellen und beim Grad ihrer Vernetzung Defizite. Die Ursache war eine Verminderung von Wachstumsfaktoren. Dies schränkt die Expression von Genen und Eiweißen ein, die für die Hirnentwicklung wesentlich sind. Die Folge ist eine gestörte oder zumindest verzögerte Entwicklung des fetalen Gehirns.

Offensichtlich kann der Körper der Mutter einen Nahrungsmangel nicht so gut kompensieren wie bisher angenommen Hiervon ist der neuronale Wachstums- und Entwicklungsprozess insbesondere betroffen, denn er fordert die Hälfte der Energie, die der Fötus verbraucht. Die Verminderung der Bildung von Wachstumsfaktoren im Baby schützt möglicherweise auch die Gesundheit der Mutter und verhindert, dass all ihre Ressourcen aufgebraucht werden. So waren die mangelernährten Mütter nur etwa 9% leichter.

Moderate Minderernährung in der Schwangerschaft tritt sowohl in Entwicklungs- als auch in Industrieländern häufig auf. Ursachen sind neben niedrigem Einkommen auch das heutige Schlankheitsideal der Frauen oder plazentare Versorgungsprobleme der Babys bei Teenager-Schwangerschaften und bei älteren Müttern. Wie epidemiologische Studien zeigen, ist ein niedriges Geburtsgewicht im späteren Leben häufig mit verminderten kognitiven Leistungen assoziiert. Vermutlich beeinflussen die Defizite in der strukturellen Hirnentwicklung, die aus einer Minderernährung der Mütter während der Schwangerschaft resultieren, die Hirnfunktion zeitlebens.

Literatur: Antonow-Schlorke, I., et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 2011, Online-Vorabveröffentlichung: doi: 10.1073/pnas.1009838108


Dr. Bettina Hellwig