Tumornekrosefaktor alpha

Warum Entzündungen müde machen

Erlangen-Nürnberg - 14.02.2011, 07:44 Uhr


Patienten mit entzündlichen Erkrankungen oder Infekten leiden oft zusätzlich an Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Deutsche Forscher identifizierten jetzt den Tumornekrosefaktor alpha als Auslöser für diese Symptome.

Für ihre Studie untersuchten die Erlanger Forscher Patienten mit rheumatoider Arthritis, einer der schwerwiegendsten Autoimmunkrankheiten, sowie Mäuse, die aufgrund eines Gendefektes eine ganz ähnliche Erkrankung zeigen. Sowohl Menschen als auch Mäuse leiden unter entzündeten Gelenken und damit verbundenen starken Schmerzen. Hinzu kommen in vielen Fällen Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Depressionen. Bekannt war bisher, dass diese Symptome im zentralen Nervensystem entstehen. Wie jedoch die Immunabwehr und die Entzündung in den Gelenken das Nervensystem beeinflussen, konnte die Wissenschaft bisher nicht erklären.

Mithilfe einer speziellen Aufnahmetechnik für die funktionelle Magnet-Resonanztomographie an narkotisierten Mäusen konnten die Forscher jetzt neue Erkenntnisse gewinnen. Bei der Analyse der Aufnahmen von Mäusehirnen entdeckte das Team, dass ein wesentlicher Entzündungsbotenstoff, Tumornekrosefaktor alpha, zwischen Immunsystem und Gehirn vermittelt und Full screen Rich Text Editingdabei auch die Schmerzwahrnehmung entscheidend beeinflusst. Diesen Effekt konnten die Forscher auch beim Menschen beobachten.

Wirkstoffe, die den Tumornekrosefaktor alpha hemmen, werden weltweit erfolgreich zur Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt. Warum diese Therapien so rasch zu einer Linderung dieser chronischen Erkrankung führen, war bisher unbekannt. Dabei dämpfen die Medikamente die Schmerzen und steigern das Wohlbefinden, noch bevor die Entzündung abgeklungen ist.

Diese Wirkung können die Erlanger Forscher nun erklären: Hemmt man den Tumornekrosefaktor, verringert sich die Schmerzempfindlichkeit im Gehirn, und auch die psychischen Veränderungen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit werden positiv beeinflusst.

Diese Forschungsergebnisse lassen sich vermutlich auf eine ganze Reihe von entzündlichen Erkrankungen oder auch Infektionen übertragen.

Quelle: Hess, A., et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. 2011, Online-Vorabpublikation, DOI:10.1073/pnas.1011774108.


Dr. Bettina Hellwig