Osteoporose

Knochenbrüche rechtzeitig verhindern

16.02.2011, 06:52 Uhr


Der Oberschenkelhalsbruch ist gefürchtet, rund 20% der meist älteren Patienten sterben an seinen Folgen. Viele andere verlieren ihre Selbstständigkeit oder werden dauerhaft pflegebedürftig.

Oft ist ein derartiger Bruch das erste Zeichen für eine zu niedrige Knochendichte, eine Osteoporose. Prof. Dr. Reiner Bartl forderte, dass nach einem derartigen Knochenbruch bereits in der Unfallchirurgie generell die Knochendichte gemessen werden müsse, um rechtzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten und weitere Brüche zu verhindern. Durch eine rechtzeitige Therapie könne die Hälfte aller osteoporosebedingten Frakturen vermieden werden.

Für den Aufbau der Knochen sollte die Nahrung sollte täglich mindestens 1000 mg Calcium enthalten, das entspricht der Calciummenge in einem Liter Milch. Daneben ist regelmäßige Bewegung für Aufbau und Erhalt der Knochenmasse entscheidend.

Knochenschädigende Faktoren sind Rauchen und Alkohol sowie eine längerfristige Therapie mit Glucocorticoiden.

Zur Früherkennung einer Osteoporose kann in der Apotheke die Knochendichte mit Ultraschall am Fußknöchel gemessen werden. Diese Messung könne allerdings nur einen Hinweis auf eine zu niedrige Knochendichte geben und ersetze keine exakte Messung, so Bartl. Auf jeden Fall sollten Betroffene bei zu niedrigen Werten einen Arzt aufsuchen. Dieser kann die Knochendichte mit einer DXA-Messung (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) bestimmender derzeitigen Standardmethode.

Zur Behandlung der Osteoporose werden 1000 mg Calcium pro Tag empfohlen. Damit das Calcium aus der Nahrung aufgenommen und in den Knochen eingebaut wird, ist Vitamin D notwendig, das aus seinen Vorstufen bei Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet wird. In Deutschland haben 80 Prozent der Frauen einen Vitamin-D-Mangel, so dass eine zusätzliche tägliche Einnahme von 1000 I.E. Vitamin D3 generell empfohlen werden kann.

Bisphosphonate wie Risedronat und Alendronat lagern sich zunächst an der Knochenoberfläche an und verhindern dort den Abbau, später werden sie in den Knochen eingelagert und wirken langfristig. Da Bisphosphonate im Gastrointestinaltrakt schlecht resorbiert werden, müssen sie in hohen Dosen eingenommen werden. Optimal wirksam sind laut Bartl einmal jährliche Spritzen. Da Bisphosphonate zu Kiefernekrosen führen können, dürfen sie nicht angewendet werden, wenn innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate Zahnimplantate geplant sind.

Neu ist der monoklonale Antikörper Denosumab, der zweimal jährlich unter die Haut gespritzt wird. Er richtet sich gegen das Protein RANKL, das die Bildung der knochenabbauenden Osteoklasten fördert. Sein Nachteil: Er wirkt auch auf andere Zellen und kann daher zu zahlreichen unerwünschten Wirkungen führen.

Weitere Osteoporosemittel sind das Schilddrüsenhormon Calcitonin sowie die künstlichen Parathormone Teriparatid und Parathyrin, die gut wirksam sind, aber wegen der täglich notwendigen Anwendung nur bei schweren Formen der Osteoporose eingesetzt werden.

Quell:  Prof. Dr. Reiner Bartl, München, 8. Februar 2011, Pharmacon Davos.


Dr. Bettina Hellwig