Mikronährstoffe

Immunbiologische Effekte von Vitamin C

23.02.2011, 09:16 Uhr


Mikronährstoffe beeinflussen verschiedene Stoffwechselbereiche, die unmittelbar mit den Immunfunktionen in Beziehung stehen. Aus ernährungsimmunologischer Sicht ist insbesondere Vitamin C von Interesse.

Vitamin C ist der Oberbegriff für L-Threo-hex-2-enono-1,4-lacton und seine Derivate mit L-Ascorbinsäure-Wirkung. Von den vier möglichen Stereoisomeren ist das L-Enantiomer die physiologisch aktive Form. Die charakteristische Eigenschaft der Ascorbinsäure ist ihre Fähigkeit, verschiedene Substanzen zu reduzieren, wobei sie reversibel in eine oxidierte Form, die Dehydroascorbinsäure, übergeht. Dehydroascorbinsäure kann im Organismus wieder enzymatisch zu Ascorbinsäure reduziert werden und besitzt daher die volle Vitaminwirksamkeit.

Ascorbinsäure ist aufgrund ihrer stark reduzierenden Eigenschaften als Redoxsystem an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt. Die Tatsache, dass immunkompetente Zellen (Lymphozyten, Neutrophile und Monozyten) eine Vitamin-C-Konzentration aufweisen, die etwa 10-100fach über den Vitamin-C-Plasmaspiegeln liegt, weist auf die immunologische Funktion von Vitamin C hin. Eine Reihe von Untersuchungsergebnissen, die sowohl am Menschen als auch bei Tieren gemacht werden konnten, unterstreichen die funktionelle Bedeutung von Vitamin C für die Infektionsresistenz des Organismus.

Immer wieder diskutiert wird, ob die Gabe hoher Mengen an Vitamin C sowohl die Anfälligkeit als auch die Dauer und Schwere von Erkältungskrankheiten reduzieren kann. Zwischenzeitlich liegt eine Vielzahl an Interventionsstudien vor, die die postulierten prophylaktischen Wirkungen einer Vitamin-C-Supplementierung zum Untersuchungsgegenstand hatten. Die darauf basierenden Nachauswertungen und Metaanalysen zeigen, dass die Gabe von Vitamin C (≥ 200 mg/d über mehrer Wochen bis mehrere Jahre) folgende Effekte entfaltet:

- Im Hinblick auf die Krankheitshäufigkeit ist die prophylaktische Supplementierung von Vitamin C in der Normalbevölkerung generell ohne klinischen Nutzen. Dagegen zeigt die Subgruppenanalyse von sechs Interventionsstudien, dass Personen, die besonderen Stresssituationen mit erhöhter Infektanfälligkeit ausgesetzt sind (z. B. Marathonläufer), von einer prophylaktischen Vitamin-C-Einnahme profitieren.

- Im Hinblick auf die Krankheitsdauer ist die prophylaktische Supplementierung von Vitamin C sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern mit einem Benefit verbunden.

- Im Hinblick auf die Krankheitsschwere ist die prophylaktische Supplementierung von Vitamin C in der Normalbevölkerung generell ohne klinischen Nutzen.

Unabhängig von der Frage, ob und inwieweit die prophylaktische Einnahme von Vitamin-C-Supplementen von einem klinischen Benefit begleitet wird, ist die Frage von Interesse, welche therapeutischen Effekte von Vitamin C bei manifeste Erkältungskrankheiten entfaltet. Auch zu dieser Fragestellung liegt eine Vielzahl an Untersuchungen vor. Eine darauf basierende Metaanalysen erbrachte folgendes Kernergebnis: Megadosen an Vitamin C (im Grammbereich) zeigen weder im Hinblick auf die Dauer noch im Hinblick auf die Schwere der Erkältungssymptome einen klinisch relevanten Nutzen.

Eine Übersicht über Aufbau und Funktionalität des Immunsystems mit detaillierter Beschreibung der Wirkungen von Vitamin E finden Sie in DAZ 2011, Nr. 8.


Dr. Beatrice Rall