Hepatitis C

Schlüsselprotein für Virusvermehrung identifiziert

Heidelberg - 09.03.2011, 06:50 Uhr


Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg haben jetzt gezeigt, dass Hepatitis-C-Viren (HCV) in der infizierten Leberzelle zur Vermehrung einen bestimmten Eiweißstoff der Wirtszelle nutzen.

Dieses Schlüsselprotein - das Enzym Phosphatidylinositol-4-Kinase-III-alpha (PI4KIIIa) - ist für die Virusvermehrung essentiell. Außerdem konnten die Wissenschaftler die molekularen Grundlagen diesen zentralen Mechanismus der Hepatitis-C-Virusvermehrung aufklären.

Dass das Enzym PI4KIIIa neben vielen anderen Faktoren bei der Virusvermehrung eine Rolle spielt, war bereits bekannt. Welche der beiden Eiweißformen alpha und beta dabei aber ausschlaggebend ist, und welcher molekulare Mechanismus im Detail abläuft, wusste man bisher nicht. Die Wissenschaftler zeigten jetzt, dass die Alpha-Form des Enzyms ein zentrales Element in der HCV-Vermehrung ist. Die Viren können sich ohne diesen Eiweißstoff nicht vermehren.

Das Enzym PI4KIIIa sorgt in der Leberzelle für die Produktion eines Botenstoffs, von Phophatidylinositol-4-phosphat (PI4P). Nach dem von den Forschern entwickelten Modell schafft das Virus das Enzym PI4KIIIa in der Leberzelle an die Stelle, wo die Virenvermehrung stattfindet, und aktiviert es dort. Das Enzym PI4KIIIa produziert daraufhin große Mengen des Botenstoffs PI4P, der für die Virusvermehrung unabdingbar ist.

Diese Zweckentfremdung des Enzyms bedeutet einen gravierenden Eingriff in den Stoffwechsel der Leberzelle. Auf diese Weise könnte HCV auch dazu beitragen, dass sich im Verlauf der Hepatitis C ein Leberzellkarzinom entwickelt, vermuten die Forscher.

Enzyme sind attraktive molekulare Ziele für neue Medikamente. So werden Arzneistoffe, die Enzyme spezifisch hemmen, bereits erfolgreich in der Krebstherapie eingesetzt. Mit einem Wirkstoff, der PI4KIIIa hemmt, wäre es vielleicht möglich, nicht nur die Virusvermehrung zu stoppen, sondern auch die Krebsentstehung in der Leber erfolgreich zu verhindern.

Literatur: Reiss, S., et al.: Cell Host & Microbe 2011;9(1):32-45.


Dr. Bettina Hellwig