In der Pipeline

Linaclotide gegen Obstipation

Hamburg - 03.04.2011, 08:58 Uhr


Das oral applizierbare Peptid Linaclotide wird zur Behandlung der chronischen Obstipation und des Reizdarmsyndroms mit Obstipation entwickelt. Der neue Arzneistoff mit einer völlig neuen Struktur kann als Sprunginnovation betrachtet werden.

Linaclotide entfaltet seine Wirkung nach der oralen Aufnahme vor allem im Darm. Hier wirkt es als Agonist der transmembranären Guanylatcyclase vom Typ C in der Darmschleimhaut. Durch deren Aktivierung wird die Konzentration von cyclo-GMP erhöht. Als Folge gelangen mehr Chloridionen ins Darmlumen, die Natriumionenaufnahme wird inhibiert.

Damit wirkt Linaclotide ähnlich wie bakterielle Toxine, die zu einer Diarrhö führen, beispielsweise die Toxine von E. coli oder das Choleratoxin.

Linaclotide wurde in einer randomisierten Studie mit 420 Patienten mit Reizdarmsyndrom und Obstipation in Dosierungen zwischen 75 und 600 Mikrogramm geprüft. Davon schlossen 337 die zwölfwöchige Behandlung ab. Die einmal tägliche orale Verabreichung von Linaclotide - mit unterschiedlichen Dosierungen – reduzierte bei den Patienten während des Untersuchungszeitraums die Schmerzen im Unterleib erheblich, die Symptome der Darmträgheit wurden erheblich verbessert. Die Wirkungen der Behandlung mit Linaclotide setzten innerhalb der ersten Behandlungswoche ein und hielten während des gesamten zwölfwöchigen Behandlungszeitraums an. Nach Ende der Behandlung gab es keinen Hinweis auf eine Verschlechterung der Symptome durch einen Rückfall.

Linaclotide wurde in allen Dosierungen gut vertragen. Die häufigste unerwünschte Wirkung war Diarrhö, die bei 11 bis 18 % der mit Linaclotide behandelten Patienten auftrat, im Vergleich zu 1 % der Patienten, die mit einem Placebo behandelt worden waren. Diarrhö führte bei 1 bis 7 % der mit Linaclotide behandelten Patienten und bei keinem der mit einem Placebo behandelten Patienten zum Abbruch der Therapie. Dabei waren keine mit der Behandlung in Zusammenhang stehenden Dehydratation oder elektrolytische Anomalien festzustellen.

Der neue Wirkstoff befindet sich in Phase III der klinischen Entwicklung und könnte schon Ende 2011 auf den Markt kommen.

Quelle
Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und Dr. Dieter Steinhilber, Interpharm Hamburg, 27. März 2011
Informationen der Firma Ironwood, Cambridge, MA/USA.


Dr. Bettina Hellwig