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Betrugsduo vor Gericht
Apotheker legt umfassendes Geständnis ab
Um über 500.000 Euro sollen ein Apotheker und ein Arzt über Jahre hinweg die AOK Hessen mit fingierten Rezepten betrogen haben. Jetzt stehen beide vor dem Landgericht Frankfurt. Der Arzt schweigt, der Apotheker legte zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis ab.
Laut Apotheker Jürgen U. hat zunächst alles ganz harmlos angefangen. Im hessischen Friedrichsdorf betrieb er die Landgrafen-Apotheke. Der Arzt Frank von S. habe im selben Ort eine Privatpraxis geführt. „Er hat bei uns Akupunkturnadeln bestellt, wir haben sie ihm geliefert“, beschreibt der Apotheker laut einem Bericht der „Frankfurter Neuen Presse“ den Beginn einer am Ende kriminellen Geschäftsbeziehung.
Weil der Arzt in einem anderen Frankfurter Stadtteil eine Praxis eröffnet habe, habe man sich aus den Augen verloren. Irgendwann im Jahr 2001 habe sich das Ehepaar von S. bei ihm gemeldet und ihm „im Rahmen eines Abendessen“ die Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen vorgeschlagen.
Beide organisierten das betrügerische „System“: Der Arzt schrieb Rezepte über Sprechstundenbedarf, Einmalspritzen, Tupfer, Desinfektionsmittel, Verbandmaterial. Der Apotheker liefert nichts, reichte aber die Rezepte beim Apothekenrechenzentrum (ARZ) ein, das mit der AOK Hessen die Verordnungen abrechnete. Die AOK überwies das Geld.
Laut Staatsanwalt haben Apotheker und Arzt „halbe-halbe“ gemacht. Der Apotheker behauptet in seinem Geständnis, allenfalls zehn bis 15 Prozent des ergaunerten Betrags erhalten zu haben. Das „System“ funktionierte von Februar 2002 bis Oktober 2004. Um exakt 556.109,42 Euro betrogen die beiden die gesetzliche Krankenversicherung.
Aufgeflogen ist der Betrug, weil es Reklamationen über Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von ärztlichen Leistungen gab. Veranlasst wurde eine genaue Prüfung der Praxis des Arztes. Weil der Arzt sich aus dem Staub machte, dauerte es sieben Jahre, bis die beiden Übeltäter jetzt vor Gericht erscheinen konnten. Der Arzt schweigt zu seiner Person und zu den Vorwürfen.
Dem Apotheker gehört die Landgrafen-Apotheke in Friedrichsdorf schon längst nicht mehr. Er lebt mit seiner Familie in NRW. Dort arbeitet er als Angestellter in der Apotheke seiner Frau. Die AOK Hessen fordert von ihm 500.000 Euro, das Finanzamt weitere 300.000 Euro.
Der Prozess wird am 19. April fortgesetzt.
Berlin - 07.04.2011, 10:13 Uhr