Gesellschaft für Dermopharmazie

Teilweise Entwarnung bei Duftstoffen

Vaals - 07.04.2011, 16:14 Uhr


Für große Aufmerksamkeit bei der Tagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) in Vaals/Niederlande sorgten Erkenntnisse zu Kontaktallergien durch Kosmetika. Das allergische Kontaktekzem bezeichneten Experten als wichtigste Erkrankung, die durch Produkte des täglichen Bedarfs verursacht wird - auch wenn Lebensmittelintoxikationen häufiger sind.

Für große Aufmerksamkeit bei der Tagung sorgten Erkenntnisse zu Kontaktallergien durch Kosmetika. Prof. Dr. Axel Schnuch, Leiter des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) an der Universitätshautklinik Göttingen, bezeichnete das allergische Kontaktekzem als wichtigste Erkrankung, die durch Produkte des täglichen Bedarfs verursacht wird - auch wenn Lebensmittelintoxikationen häufiger sind. Die häufigsten Kontaktallergene sind Duftstoffe, gefolgt von Bioziden und Haarfarben, doch mahnte Schnuch zu einer differenzierten Betrachtung. Der starke Anstieg der Kontaktallergien gegen Duftstoffe vor 2000 sei ein Problem gewesen, aber durch die Selbstregulierung der Industrie sei die Häufigkeit der Allergien inzwischen zurückgangen und habe sich stabilisiert. Von 2005 bis 2008 reagierten von den getesteten Patienten 6,6 Prozent positiv auf die Duftstoffmischung I und 4,6 Prozent positiv auf die Duftstoffmischung II. Aufgrund von Hochrechnungen könne geschätzt werden, dass etwa 0,8 bis 1,9 Prozent der Gesamtbevölkerung eine Reaktion auf den Duftstoffmix I zeigen, erläuterte Schnuch.

Bei einzelnen Stoffen gebe es aber immer wieder unterschiedliche Entwicklungen. Der IVDK wolle dafür ein „Wachhund“ sein. Derzeit sei ein Anstieg bei Allergien gegen ätherische Öle zu verzeichnen. Bei den Duftstoffen riet er zu einer quantitativen Betrachtung. Denn nicht alle deklarierten Duftstoffe seien in gleicher Weise problematisch. So werde Limonen sehr oft eingesetzt, löse im Verhältnis dazu aber nur sehr wenige Allergien aus. Isoeugenol sei dagegen offenbar ein stärkeres Allergen, weil es im Vergleich zu seiner Anwendungshäufigkeit mehr Allergien auslöse. Entsprechend müssten auch die Konservierungsmittel betrachtet werden. Spitzenplätze als Allergieauslöser würden Methylisothiozolinon, Bromnitropropandiol sowie die Formaldehydabspalter Imidazolidinyl- und Dizolidinyl-Harnstoff einnehmen. Dagegen würden Phenoxyethanol und Parabene nur selten Kontaktsensibilisierungen verursachen. Diese differenzierte Betrachtung durch einen kritischen Beobachter von Zusatzstoffen fand bei der GD-Tagung großes Interesse, weil sie sich deutlich von verbreiteten pauschalen Ablehnungen unterscheidet.

Ausführliche Berichte über die GD-Tagung finden Sie demnächst in der gedruckten Ausgabe der DAZ.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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