- DAZ.online
- News
- Ärzte ohne Grenzen ...
Malaria
Ärzte ohne Grenzen fordern Artesunat für Afrika
In einem aktuell vorgestellten Bericht ruft die Organisation Ärzte ohne Grenzen die Regierungen afrikanischer Staaten auf, die Behandlung schwerer Malaria von Chinin auf Artesunat umzustellen und damit die demnächst erscheinenden Behandlungsrichtlinien der WHO umzusetzen.
Eine klinische Studie kam 2010 zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von Artesunat die Sterberate bei Kindern mit schwerer Malaria um fast ein Viertel senkt: von 10.9% auf 8.5%. Ärzte ohne Grenzen hat die Studie, die in neun afrikanischen Ländern durchgeführt wurde, unterstützt. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse hat die Organisation die eigenen Behandlungsprotokolle geändert und plant in den nächsten Monaten die flächendeckende Anwendung von Artesunat in allen Projekten.
„Seit Jahrzehnten wird Chinin bei schwerer Malaria eingesetzt. Chinin ist aber schwierig einzunehmen und sogar gefährlich. Deshalb ist es an der Zeit, sich davon zu verabschieden", so Veronique De Clerck, medizinische Koordinatorin für Ärzte ohne Grenzen in Uganda. Mit Artesunat stehe nun endlich ein Medikament zur Verfügung, das mehr Patienten mit schwerer Malaria retten könne. Außerdem sei es sicherer, einfacher anzuwenden und effektiver als Chinin. Chinin muss dreimal täglich intravenös über einen langsam fließenden Tropf verabreicht werden. Diese vierstündige Prozedur ist sowohl für die Patienten als auch für das Krankenhauspersonal belastend und aufwändig. Im Gegensatz dazu kann Artesunat in weniger als fünf Minuten als intravenöse oder intramuskuläre Injektion gegeben werden.
Zwar hat die WHO angekündigt, ihre Behandlungsprotokolle auf Artesunat umzustellen, aber der tatsächliche Einsatz wird nicht von selbst erfolgen. Für einfache Malaria hat die WHO ihre Behandlungsempfehlung etwa im Jahr 2001 geändert, bis heute verwenden einige Länder aber noch die deutlich schlechteren alten Medikamente. Artesunat ist dreimal so teuer wie Chinin. Für die globale Umstellung auf den Wirkstoff wird mit Kosten von 31 Millionen US-Dollar gerechnet - für Ärzte ohne Grenzen ein geringer Preis für die Rettung von 200.000 Menschenleben.
19.04.2011, 08:59 Uhr