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Seltene Erkrankungen
IQWiG vermisst Evidenz
Aussagekräftige und verlässliche klinische Studien zur Behandlung seltener Erankungen sind Mangelware. Dies erschwert auch die Erstellung von Leitlinien, die nötig wären, um die Behandlungsqualität zu verbessern. Wie es um den Umgang mit der Evidenz dieser Krankheiten bestellt ist, hat nun das IQWiG untersucht.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte das IQWiG im August 2010 beauftragt zu prüfen, wie Leitlinienersteller und HTA-Agenturen (HTA = Health Technology Assessment) methodisch vorgehen, wenn sie Evidenz – also die Ergebnisse aus klinischen Studien – für Leitlinien bei seltenen Erkrankungen aufbereiten. Zudem sollte das IQWiG herausfinden, ob Ärzte und Wissenschaftler bei Leitlinien zu seltenen Erkrankungen andere Anforderungen an die Evidenz stellen als bei Leitlinien zu anderen, häufigeren Erkrankungen.
IQWiG-Mitarbeiter haben für ihren Bericht Manuale, also Leitfäden zur Erstellung von Behandlungsleitlinien, Methodenpapiere von wichtigen HTA-Agenturen sowie Leitlinien zu beispielhaft ausgesuchten seltenen Erkrankungen recherchiert und ausgewertet. Ihr Fazit: Der Umgang mit Evidenz zu seltenen Erkrankungen wird in diesen Dokumenten kaum thematisiert. Explizite Hinweise oder Anleitungen zum Umgang finden sich nur vereinzelt. Einheitliche methodische Vorgaben ließen sich daraus jedenfalls nicht ableiten, so das IQWiG. Umgekehrt lieferten die analysierten Dokumente aber auch keine Hinweise, dass bei seltenen Erkrankungen prinzipiell ein anderes Vorgehen zu wählen und andere Anforderungen zu stellen sind als bei häufiger auftretenden Krankheiten.
„Geringe oder fehlende Evidenz ist kein Problem der seltenen Erkrankungen allein“, erklärte hierzu IQWiG-Leiter Jürgen Windeler. „Leitlinien zu entwickeln, ist trotzdem möglich. Und es gibt auch keinen guten Grund dabei prinzipiell anders vorzugehen oder andere Anforderungen zu stellen als bei häufigeren Erkrankungen.“ Das gelte für den im Bericht untersuchten Umgang mit der Evidenz ebenso wie für die Planung und Durchführung der klinischen Studien selbst. Wenn man Menschen mit seltenen Erkrankungen eine hochwertige medizinische Versorgung ermöglichen wolle, seien methodisch hochwertige Studien nötig, so Windeler. Die Anzahl der betroffenen Patienten sei in der Regel so groß, dass solche Studien durchaus möglich seien – „auch wenn man in einigen Fällen dafür länderübergreifende Kooperationen braucht“.
Berlin - 26.04.2011, 14:27 Uhr