EU-Projekt

Wirkstoffe aus Meerespilzen

Kiel - 19.06.2011, 09:31 Uhr


Das Meer birgt einen riesigen, bisher kaum genutzten Schatz an Substanzen, die in der Medizin angewendet werden können. Elf Institutionen aus sieben Ländern wollen in einem gemeinsamen Projekt speziell die Wirkstoffe mariner Pilze für die Entwicklung von Krebsmedikamenten besser nutzen.

Die EU finanziert das Projekt für drei Jahre mit drei Millionen Euro. Es wird koordiniert vom Kieler Wirkstoff-Zentrum am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).

Rohstoffe aus dem Meer – dabei denkt man unwillkürlich an Nahrungsmittel oder an Brennstoffe wie Öl und Gas. Doch die Ozeane bieten noch viel mehr. In ihnen wartet beispielsweise ein bisher kaum genutztes Reservoir an medizinisch wirksamen Substanzen auf seine Entdeckung. „Hier gibt es noch ein riesiges Potenzial“, sagt der Mikrobiologe Prof. Dr. Johannes F. Imhoff vom Kieler Wirkstoff-Zentrum (KiWiZ) am IFM-GEOMAR, das zusammen mit zehn Partnereinrichtungen aus sieben Ländern jetzt im Rahmen des Forschungsprojekts „Marine Fungi“ diesen Rohstoffschatz wenigstens teilweise heben will.

In den kommenden drei Jahren suchen die Projektpartner nach Wegen, wie aus marinen Pilzen Komponenten für Krebsmittel extrahiert und in größerem Maßstab hergestellt werden können. „Wichtiger Bestandteil des Projekts ist aber auch, diese Produktion nachhaltig zu gestalten, also ohne die Umwelt zu schädigen“ erklärt Imhoff. Das Projekt „Marine Fungi“ startete am 25. Mai mit einem Treffen von Vertretern aller Projektpartner im Wissenschaftszentrum Kiel.

Das Projekt verfolgt dabei parallel zwei Strategien. Zum einen werden bereits existierende Pilzstämme, in denen wirksame Substanzen nachgewiesen wurden, eingehend charakterisiert und auf ihre medizinischen Wirksamkeiten hin detailliert untersucht. Zum anderen werden noch unbekannte Pilzkulturen aus besonders ausgewählten Standorten, wie zum Beispiel tropischen Korallenriffen, marinen Schwämmen des Mittelmeers und von Großalgen aus den Küstengebieten Chiles, isoliert, im Labor weiter kultiviert und auf zytostatische Wirksamkeiten hin untersucht.

Finanziert wird das Projekt als Teil des 7. Rahmenprogramms der Europäischen Union mit rund drei Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. „Wir wollen das Potenzial mariner Pilze als exzellente Quelle für natürliche medizinische Wirkstoffe ausloten“, so Professor Imhoff, „dazu haben wir ein sehr gutes Netzwerk an Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengebracht, die Erfahrungen über alle wichtigen Stationen des Prozesses, vom marinen Habitat bis zur vorklinischen Analyse, mitbringen.“

Quelle: Presseinformation des Leibniz Instituts für Meereswissenschaften, Kiel, 25. Mai 2011.


Dr. Bettina Hellwig


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