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Bahr zu ApBetrO: Vorschriften abbauen, um Realität näher zu kommen
Pragmatisch will Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) die Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) angehen und Vorschriften abbauen. „Wir können mit der ApBetrO ein paar Vorgaben abbauen und damit der Realität näher kommen“, so Bahr.
Mit Blick auf die anstehende Novelle der ApBetrO kritisierte DAZ-Herausgeber Dr. Klaus Brauer zum Auftakt der Diskussion , es werde einerseits mehr Beratung und Qualität gefordert, anderseits finde aber eine „organisierte Chaotisierung der Apothekenstrukturen“ statt: Es gebe dann Versandapotheken, Vollapotheken, Filialapotheken, mit oder ohne Rezeptur. Es gebe dann Notdienst- und Nichtnotdienstapotheken, Apotheken mit und ohne Labor – ungleiche Anforderungen bei gleichen Sachverhalten.
Bundesgesundheitsminister Bahr sagte, die Diskussion über die neue ApBetrO sei noch nicht abgeschlossen: „Wir befinden uns mitten im Diskussionsprozess.“ Er glaube aber, dass sich die Realität inzwischen verändert habe. Die bisherige Pflicht ein Labor zu führen, sei für viele Apotheken eine Belastung. In Städten mit Filialapotheken könne man das auch anders organisieren. Bahr: „Wir können mit der ApBetrO ein paar Vorgaben abbauen und damit der Realität näher kommen.“
Die Apothekerschaft sei heterogener, als er es erwartet habe. Bei seinen Apothekenbesuchen habe er entgegen der ABDA-Position Rückmeldungen erhalten, dass auf die Laborpflicht verzichtet werden könne, sagte Bahr. Er sehe und verstehe zwar die grundsätzlichen Bedenken der ABDA auch in Bezug auf Nacht- und Notdienste, „ich glaube aber nicht, dass wir, nur weil wir kein Labor mehr vorschreiben, eine Filialisierungswelle bekommen.“ Auch das mit dem AMNOG befürchtete Apothekensterben sei doch nicht eingetreten, sagte Bahr. Jetzt werde wieder das Horrorszenario der Filialisierung gegen die Novelle der ApBetrO ins Feld geführt. „Das Labor ist doch nicht die entscheidende Frage, ob ich investiere oder nicht investiere“, sagte Bahr.
DAZ Herausgeber Brauer gab zu bedenken, dass mit dem Verzicht auf Labor und Rezeptur eine Entprofessionalisierung des Berufes einhergehe: „Das hat doch Folgen.“ Bahr wies diesen Einwand zurück: „In den Apotheken wird das Personal doch ausgetauscht.“ Außerdem arbeite auch heute nicht jeder Mitarbeiter im Labor: „Da gibt es klare Zuständigkeiten. Daher glaube ich, dass wir das pragmatischer angehen sollten“, sagte Bahr: „Ich sehe die Auswirkungen nicht so dramatisch, wie sie an die Wand gemalt werden.“
Auch Befürchtungen, die Freigabe der Rezeptsammelstellen führe zu Wildwuchs, teilte Bahr nicht. Die heutige Verzerrung zugunsten des Versandhandels sei nicht gerechtfertigt, begründete Bahr die Position des Ministeriums.
Kritik übte Bahr an der Beratungssituation in vielen Apotheken: Die Apotheken sollten doch darauf achten, dass die Beratungsstandards, die es mit Diskretionszonen in Banken und in der Post gebe, auch in Apotheken vorhanden seien: „Liebe Leute, in der Bank, in der Post ist man bei der Beratung intimer, als wenn man seine Hämorridensalbe in der Apotheke kauft. Das können wir nicht wollen.“
Berlin - 04.07.2011, 10:56 Uhr