In der Pipeline

Telaprevir gegen chronische Hepatitis C

Frankfurt/M. - 13.07.2011, 12:46 Uhr


Der neue Proteasehemmer Telaprevir wird derzeit am Leberzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt getestet. In Kombination mit der Standardtherapie aus pegyliertem Interferon alfa-2a plus Ribavirin erhöht Telaprevir die Heilungschancen bei Patienten mit chronischer Hepatitis C.

Hepatitis C kann tödlich enden. Laut WHO gibt es weltweit rund 170 Millionen Menschen, die mit diesem Virus infiziert sind. Für Deutschland liegen die Schätzungen in einer Größenordnung von 400.000 bis 800.000 Personen, wobei pro Jahr mehrere Tausend Neuinfizierte hinzukommen. Die Dunkelziffer der Infektionen ist wahrscheinlich weitaus höher, da die Krankheit häufig wegen der anfangs milden Symptomatik unerkannt bleibt. Bei 50 bis 90 Prozent der Patienten wird die akute Hepatitis C chronisch, das heißt die Entzündung der Leber durch Hepatitis-C-Viren heilt innerhalb von sechs Monaten nicht aus. Langfristig folgen Krankheiten wie Leberzirrhose oder Leberkrebs.

Bis zu 60 Prozent der Patienten mit chronischer Hepatitis C des Genotyps 1 reagieren nicht auf die Standardtherapie mit pegyliertem Interferon alfa-2a plus Ribavirin.

In zwei Phase-III-Studien wurde jetzt die Wirkung des Proteaseinhibitors Telepravir in Ergänzung zur Standardtherapie bei Hepatitis-C-Patienten getestet. In der REALIZE-Studie wird die Wirkung von Telaprevir als Ergänzung zur Standardtherapie bei bereits behandelten Patienten des Genotyps 1 erforscht. In der ADVANCE-Studie bestand die Untersuchungsgruppe aus bislang unbehandelten Patienten desselben Genotyps. In zwei weiteren Studien wurde auch der Proteaseinhibitor Boceprevir getestet.

In den USA hat die Food and Drug Administration die Einführung von Telaprevir aufgrund der guten Ergebnisse dieser Studien genehmigt. Der Wirkstoff könnte noch in diesem Jahr in Deutschland eingeführt werden.

Literatur: Zeuzem, S., et al.: N. Engl. J. Med. 2011;364:2417-28.


Dr. Bettina Hellwig