Ärzte ohne Grenzen

Aidsmedikamente weiter zu teuer

Rom - 18.07.2011, 16:08 Uhr


Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat auf einer Aidskonferenz in Rom vor zu teuren Medikamenten für Patienten aus Ländern mittleren Einkommens gewarnt. Eine Untersuchung der Preise von 23 Herstellern habe ergeben, dass zahlreiche Pharmafirmen die Bereitstellung von ermäßigten Medikamenten für diese Länder zunehmend zurückfahren.

„Für die ärmsten Länder ist weiter ein ungebrochener Trend zu günstigeren Medikamenten zu beobachten, jedoch leben viele Menschen mit Aids in Ländern, die jetzt von den Preisreduzierungen ausgeschlossen werden“, so Nathan Ford, medizinischer Leiter der Medikamentenkampagne von „Ärzte ohne Grenzen“ am Montag. Betroffen seien vor allem Patienten in Indien, Indonesien, Thailand, Kolumbien und Brasilien.

Um Abhilfe zu schaffen, schlägt die Organisation die Einführung von Zwangslizenzen vor. Diese erlauben Staaten, in Notsituationen die Produktion und den Import von Generika auch zum öffentlichen Gebrauch und ohne die Zustimmung der Patentinhaber freizugeben. Generika sind Medikamente, die dieselben Wirkstoffe enthalten, aber nur einen Bruchteil des Markenprodukts kosten. So lange Medikamente unter Patentschutz stehen, dürfen in der Regel keine Generika angeboten werden. Üblicherweise läuft der Patentschutz nach 20 Jahren aus.

Obwohl Zwangslizenzen in Übereinstimmung mit dem internationalen Handelsrecht stünden, seien Länder, die solche erlassen, immer wieder Sanktionen durch Industrie und andere Länder ausgesetzt, so „Ärzte ohne Grenzen“. Dort wo generische Alternativprodukte zur Verfügung stünden, sänken die Preise rapide.

Der Leiter des UN-Aids-Programms, Michel Sidibe, hatte bereits bei Eröffnung am Sonntagnachmittag eine bessere Versorgung armer Bevölkerungsschichten mit Medikamenten gegen die Immunschwächekrankheit gefordert. Er sagte, es sei „moralisch falsch“, Millionen von Menschen die lebensrettenden Medikamente vorzuenthalten. Die von der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS) organisierte Konferenz geht am 20. Juli in Rom zu Ende.


dpa