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Apotheken – effektiv und effizient
Die Apotheke wird als Vertriebsweg für Arzneimittel immer wieder infrage gestellt. Konzern-geführte Ketten sowie der Versandhandel und Pick-up-Stellen werden als vermeintlich bessere und vor allem günstigere Vertriebsmöglichkeiten in die Waagschale der Überlegungen geworfen. Brauchen wir derartige Alternativen tatsächlich?
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Bei der Entscheidung für eine wirtschaftliche Strategie spielen Kaapke zufolge zwei Kriterien eine Rolle: die Effektivität, d. h. handelt es sich überhaupt um die richtige Vorgehensweise, und die Effizienz, d. h. wird die Sache richtig gemacht. Unter diesen Aspekten analysierte Kaapke den Vertriebsweg Apotheke.
Angesichts der immensen Anzahl von Produkten und -varianten und der Anforderung, dass diese überall und jederzeit erhältlich sein müssen, bleibe bei Arzneimitteln nur der indirekte Vertriebsweg. Die mehrstufige Versorgungsstruktur, die einen vollversorgenden Großhandel mit einschließe, sei dabei eine logische Konsequenz, durch die immense Transaktionskostenvorteile realisiert werden können.
Neben der Frage der Verfügbarkeit stellt auch das Arzneimittel an und für sich Vorgaben an den Vertriebsweg. Arzneimittel sind Güter des täglichen Bedarfs. Zugleich handelt es sich dabei um Güter der besonderen Art. Bei derartigen Gütern, erklärte der Apothekenökonom, muss in einer Volkswirtschaft dafür Sorge getragen werden, dass alle Verbraucher die Chance haben, diese in angemessener Zeit mit angemessener Beratung zu erhalten. Da der "reine" Markt dies nicht ausreichend sichere und rein marktliche Mechanismen auch zu Verwerfungen bei der Selektion der angebotenen Arzneimittel führen würden, habe sich der Staat – "völlig zurecht" – dafür entschieden, im Rahmen seiner Gestaltungsfunktion einer sozialen Marktwirtschaft regulierend einzugreifen. Die gewählte Alternative des zweistufigen, staatlich regulierten Distributionsweges sei effektiv und alternativlos.
Die nächste Frage sei nun, so Kaapke, ob das System der Arzneimitteldistribution auch effizient ist. Aus staatlicher Perspektive sieht Kaapke die Effizienz des Vertriebsweges Apotheke gegeben. Der Staat habe sich entschieden, die Distribution von Arzneimitteln nicht dem freien Spiel des Marktes zu unterwerfen, sondern regulierend einzugreifen. Das Zusammenspiel von pharmazeutischem Großhandel und Apotheken entspreche den Anforderungen an Güter des täglichen Bedarfs und an Güter der besonderen Art. Apotheken hätten zudem in den letzten zehn Jahren eindrucksvoll ihren Willen zur Kostenreduktion unter Beweis gestellt. Dieses ökonomisch sinnhafte Vorgehen müsse allerdings dort limitiert werden, wo es zu Einbußen in der Qualität der angebotenen Leistung gegenüber Patienten oder Kunden komme.
Hier sieht Kaapke eine Gefahr, denn aus der Perspektive der Apotheke ist die Effizienz deutlich weniger gegeben als aus der Perspektive des Staates. Gesundheit, so Kaapke, sei das höchste, schützenswerteste Gut einer Gesellschaft. Sie sei nicht budgetierbar. Die Vorstellung, die Ausgaben für Arzneimittel pro Jahr planen oder gar deckeln zu können, sei abstrus. Auch weise die demografische Entwicklung den Weg in vermutlich höhere Kosten der Gesundheitsversorgung und damit der Arzneimitteldistribution.
Den Apothekern empfahl Kaapke in diesem Zusammenhang das Marketing in eigener Sache zu verstärken. Die vielfältigen Aufgaben, die in Apotheken täglich geleistet würden, müssen seiner Ansicht nach deutlicher hervorgehoben und bei der Bevölkerung und den Politikern besser ins Blickfeld gerückt werden. Eine Studie des Instituts für Handelsforschung im Auftrag der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg hatte nicht nur gezeigt, dass die Beratung zu Selbstmedikationsarzneimitteln ein immens wichtiger Teil der Arbeit in der Apotheke darstellt, sondern auch, dass die Apotheker dank ihrer Beratung in der apothekengestützten Selbstmedikation dem GKV-System mehr Geld ersparen als sie das GKV-System kosten. Das, so Kaapke, sollte viel deutlicher und lauter gesagt werden.
Berlin - 23.07.2011, 12:41 Uhr