Leukämie

Wie Krebszellen dem Tod entgehen

Heidelberg - 01.08.2011, 10:34 Uhr


Wissenschaftler untersuchen in einem neuen „Virtuellen Institut“ der Helmholtz-Gemeinschaft, wie Leukämiezellen gegen den programmierten Zelltod und gegen Chemotherapie resistent werden.

Der programmierte Zelltod schützt den Körper davor, dass Zellen mit geschädigtem Erbgut zur Gefahr für den gesamten Organismus werden. Bei Krebszellen versagt dieser als Apoptose bezeichnete Schutz jedoch häufig: Sie werden resistent gegenüber Signalen, die ihnen den Befehl zur Selbsttötung geben. Das ist besonders fatal, da die Wirkungsweise vieler Chemotherapien darauf beruht, Apoptose auszulösen.

Daher untersuchen Krebsforscher, wie sich die Apoptoseresistenz im Zuge der Krebsentstehung entwickelt und wie sie sich durchbrechen lässt. Die Wissenschaftler verwendeten die chronisch-lymphatische Leukämie (CLL), den häufigsten Blutkrebs bei Erwachsenen, als Modellsystem. Sie gehen davon aus, dass sich die an der CLL gewonnenen Ergebnisse auch auf andere Krebsarten übertragen lassen.

Im Virtuellen Institut erforschen Wissenschaftler zum einen die Signale, die Krebszellen mit den Geweben ihrer Umgebung austauschen. Zum anderen durchsuchen die Forscher das gesamte Erbgut der Leukämiezellen nach Sequenzveränderungen der Gene und nach chemischen Modifikationen einzelner Genbausteine, die die Genaktivität verändern. Mit diesen Forschungsansätzen wollen sie neue Zielmoleküle identifizieren, die für die Apoptoseresistenz charakteristisch und die als Angriffspunkte für verbesserte Wirkstoffe geeignet sind. Gleichzeitig werden die Forscher große Substanzbibliotheken nach Wirkstoffen durchsuchen, welche die neu entdeckten Zielmoleküle spezifisch blockieren können.

Mit dem Förderinstrument des „Virtuellen Instituts“ unterstützt die Helmholtz-Gemeinschaft die Vernetzung insbesondere mit Hochschulen, aber auch mit anderen Partnern im Wissenschaftssystem. Das Ziel ist, einen unbürokratischen Rahmen zu schaffen, in dem die Wissenschaftler gemeinsam Forschungsvorhaben mit großem Potential vorantreiben können. Das Virtuelle Institut, das zum 1. August 2011 an den Start geht, wird über fünf Jahre mit insgesamt 3.65 Millionen Euro gefördert.

Neben dem Deutschen Krebsforschungszentrum sind Wissenschaftler aus dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, den Universitäten Duisburg, Essen, Ulm und Würzburg sowie aus England und Dänemark am neuen Virtuellen Institut beteiligt.

Quelle:  Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg, 25. Juli 2011.


Dr. Bettina Hellwig