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GKV-Ausgaben im 1. Halbjahr rückläufig
Der Trend geht zu mehr Großpackungen
Die GKV-Ausgaben (AVP) für Arzneimittel und Test-Diagnostika sind im 1. Halbjahr 2011 um 3,5 Prozent auf knapp 14,7 Milliarden Euro gesunken. Zugleich beobachtete der Branchendienst IMS Health einen Anstieg der Großpackungen um über vier Prozent.
Der Gesamtabsatz nach Packungen erhöhte sich hingegen nur leicht um 0,8 Prozent. Die rückläufige Umsatzentwicklung erklärt sich laut IMS Health durch erhöhte Hersteller-Zwangsrabatte im Rahmen des AMNOG. Hinzu käme das bis 2013 festgelegte Preismoratorium. Die erhöhten Abschläge der Leistungserbringer hätten dazu geführt, dass sich das dadurch erzielte Einsparvolumen im ersten Halbjahr 2011 bereits der zwei Milliardenmarke (knapp 1,9 Milliarden Euro) nähere.
Auch wenn im ersten Halbjahr 2011 kaum mehr Arzneipackungen über die Apothekentheke gingen, so wurden bei verschreibungspflichtigen Medikamenten immerhin um 4,3 Prozent mehr Großpackungen (N3) verordnet. Die Verschreibung mittlerer (N2) und kleiner Packungen (N1) nahm hingegen ab.
Unter den absatzstärksten 20 Arzneigruppen erhielten Patienten größere Medikamentenschachteln vor allem bei Therapien gegen chronische und/oder weit verbreitete Erkrankungen. Ein prägnantes Beispiel sind laut IMS Health Mittel gegen Magenbeschwerden, die um 20 Prozent mehr als Großpackung verordnet wurden als im Vorjahr. Bei Schmerzmitteln und Antiepileptika erhöhte sich die Abgabe für die längste Therapiedauer um jeweils zehn Prozent. Antidepressiva gingen um sieben Prozent vermehrt als N3-Schachtel über die Apothekentheke und verschiedene Therapeutika zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen plus zwei Prozent (ACE-Hemmer) und plus zehn Prozent (Angiotensin-II-Antagonisten, A-II-A).
Die vermehrten Verordnungen von N3-Packungen könnten sich durch relativ günstigere Zuzahlungen für die Patienten erklären, schreibt IMS Health. Möglicherweise begünstigten Rabattverträge in manchen Fällen auch die Abgabe größerer Packungen. Dies zeige sich bei mehreren Arzneigruppen, allerdings gebe es auch therapeutische Kategorien mit gegenteiligem Ergebnis.
Angesichts einer steigenden Lebenserwartung der Menschen werde die Frage nach einem damit einhergehenden höheren Behandlungs- einschließlich Medikamentenbedarf unterschiedlich diskutiert. Die sogenannte Kompressionsthese besage, dass mit zunehmendem Lebensalter auch Morbidität und Behandlungsbedarf dank des medizinisch-technischen Fortschritts später eintreten. Demgegenüber lautet das zentrale Postulat der Medikalisierungsthese, dass ein längeres Leben auch einen längeren Versorgungsbedarf bedeutet.
Für beide Thesen finden sich laut IMS Health empirisch Belege. Eine exemplarische Analyse zur Verordnungssituation im ersten Halbjahr 2011 weise für hochbetagte Patienten ab 85 Jahren mit rund plus sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr den größten Anstieg an Verordnungen aus. Unter allen Verordnungen entfalle auf diese Personengruppe zwar mit knapp acht Prozent nur ein geringer Anteil.
Berlin - 10.08.2011, 11:58 Uhr