Führungsaufgabe Gesundheit

Gutes Verhältnis zum Chef macht gesünder

Berlin - 16.08.2011, 15:30 Uhr


Beschäftigte wünschen sich von ihren Chefs mehr Feedback und Lob für gute Arbeit. Ein gutes Verhältnis zwischen Führungskräften und Mitarbeitern verhindert laut Fehlzeiten-Report 2011 nicht nur ein schlechtes Arbeitsklima, sondern auch gesundheitliche Beschwerden.

Schwerpunkt des diesjährigen Fehlzeiten-Reports, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin publiziert wird, war das Thema „Führungsaufgabe Gesundheit“. Dazu wurden insgesamt 28.223 Mitarbeiter von 147 Unternehmen befragt. Das Ergebnis: Mitarbeiter fühlen sich von ihren Vorgesetzten häufig schlecht informiert und erfahren nach eigenem Empfinden nur wenig Anerkennung.

Laut Report nehmen mehr als 54 Prozent der Befragten Lob von ihrem Chef nur äußerst selten wahr und bei wichtigen Entscheidungen fühlen sich über 41 Prozent der Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten mit ihrer Meinung nicht gehört. Dennoch glaubt mehr als ein Drittel der Beschäftigten daran, dass die gesundheitliche Situation am Arbeitsplatz durch einen größeren Einsatz des Chefs für die Mitarbeiter verbessert werden könnte. „Ein gesundheitsfördernder Führungsstil beeinflusst das Befinden der Mitarbeiter positiv und hilft auch die Fluktuation im Unternehmen gering zu halten“, bestätigte Helmut Schröder, Mitglied der Geschäftsführung des WIdO. Dies erhöhe auch den Unternehmenserfolg.

Basierend auf Daten der mehr als 10 Millionen bei der AOK versicherten Erwerbstätigen, stellte sich heraus, dass im Jahr 2010 den Bundesdurchschnitt des Krankenstands (4,8%) Hamburg mit 5,7% anführte, während die Bayern am wenigsten krank waren (4,3%). Besonders auffällig ist die deutliche Zunahme psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren. Während eine Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2010 im Durchschnitt 17,6 Tage dauerte, waren psychisch Erkrankte im vergangenen Jahr am längsten krankheitsbedingt arbeitsunfähig – durchschnittlich 23,4 Tage und damit 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Auch wenn der Chef die Weichen für ein gutes Betriebsklima stellt, stehen auch die Führungskräfte selbst unter Druck. Der Zeitdruck belastet laut einer im Fehlzeiten-Report vorgestellten Befragung vor allem die unteren und mittleren Führungsebenen. Laut Erhebungen waren Führungskräfte im Jahr 2010 nur an durchschnittlich 4,8 Tagen krankgemeldet, gingen jedoch an 8,3 Tagen trotz Krankheit zur Arbeit, anstatt sich angemessen zu erholen.


Juliane Ziegler


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