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Studie: Keine Kostenexplosion bei Arzneimitteln
Befreiung von ineffizienten Regulierungen notwendig
Die Ausgaben für das deutsche Gesundheitswesen sind in den vergangenen Jahren nicht unverhältnismäßig angestiegen – auch nicht die für Arzneimittel. Allerdings gibt es klare Defizite im Finanzierungsmodell. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler aus Dresden und Jena in einer internationalen Vergleichs-Studie.
Thomas Hoffmann und Prof. Dr. Joachim Kugler vom Lehrstuhl für Gesundheitswissenschaften der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus in Dresden sowie Dr. Michael Hartmann von der Apotheke des Universitätsklinikums Jena analysierten die Kostensteigerung im deutschen Gesundheitssystem in den letzten Jahren und konnten entgegen vieler Publikationen, die auf eine Ausgabenexplosion hinweisen, keine solche feststellen. Die Zahlen des deutschen Gesundheitssystems bewegen sich viel mehr im Mittel aller G7-Länder.
Allerdings verwiesen die Wissenschaftler in ihrer Studie auf die Ineffizienz des Finanzierungsmodells, insbesondere im Bereich der Arzneimittelversorgung. Es fehle einerseits an der Realisierung von Arzneimittelinnovationen und außerdem führe die Fehlregulierung zu einem beträchtlichen Schaden. Derzeit werde in der Versorgungsrealität dort reguliert, wo der Wettbewerb schon sehr effizient stattfinde – nämlich bei der Arzneimittel-Grundversorgung. Notwendig sei eine Regulierung jedoch viel mehr im Bereich der Arzneimittel-Spezialversorgung.
Der Gegenvorschlag der Wissenschaftler zu aus ihrer Sicht ineffizienten Frühbewertungen, Me Too-Klassifikationen und Quotenregelungen: Kassen und Arzneimittelhersteller sollten verstärkt kooperieren und in vertraglicher Form einen sogenannten Innovationsförderungsprozess in der unmittelbaren Versorgungsrealität organisieren. Dies würde zu outcome-orientierten Preisen führen, die Qualität der Versorgung anheben und ein Klima des kontrollierten Vertrauens schaffen, ohne dass zentrale bürokratische Eingriffe notwendig wären.
Thomas Hoffmann sieht Deutschland derzeit noch weit entfernt von einer effizienten und qualitativen Gesundheitsversorgung: Würden die im deutschen Gesundheitssystem schlummernden Effizienzreserven jedoch gehoben, „würde Deutschland ein Beispiel geben können für Effizienz und Qualität der Gesundheitsversorgung, was allen Bürgern zu Gute käme und uns für die demografischen Herausforderungen fit machen würde", ist sich dieser sicher.
Berlin - 18.08.2011, 12:08 Uhr