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Tierversuche
Forschungspreis für Alternativen zum Tierversuch
Wo Krankheiten erforscht und Therapien entwickelt werden, sind Tierversuche kaum wegzudenken. Allerdings gibt es Bemühungen, diese Versuche zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren. In Berlin wurde nun erstmals der Berliner Forschungspreis für Alternativen zu Tierversuchen verliehen.
Der mit 15.000 Euro dotierte Preis – gestiftet vom vfa – soll künftig jährlich für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit zur Vermeidung und Reduzierung von Tierversuchen vergeben werden. In diesem Jahr gingen zehn Bewerbungen ein. Einstimmig kürte die Jury die Arbeit von Dr. med. Andreas Hocke „Etablierung und Fortentwicklung eines humanen Lungengewebe-Infektionsmodells zur Reduktion und zum Ersatz von Tierversuchen in Maus-Pneumonie-Modellen“ als Wettbewerbssieger. Das Ziel dieser Arbeit ist, Versuche mit Mäusen im Rahmen der Lungeninfektionsforschung zu reduzieren und für gezielte Fragestellungen zu ersetzen.
Außerdem wurde ein Sonderpreis an die Lise-Meitner-Schule vergeben für die Arbeit „Umsetzung eines 3T3 Phototoxizitätstests mit Hypericin unter Schulbedingungen zur Ergänzung der Fachpraxis in der Ausbildung zum biologisch technischen Assistenten“ eingereicht von Jennifer Weigt, Nils Dommershausen und Florian Butke. Mit diesem Sonderpreis soll die Auseinandersetzung mit dem Thema Alternativen zu Tierversuchen auch in der Ausbildung gewürdigt werden.
Dr. Siegfried Throm, vfa-Geschäftsführer Forschung, betonte, dass die forschenden Pharma-Unternehmen ein großes Interesse daran haben, Medikamente künftig mit immer weniger Tierversuchen zu entwickeln – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Denn Tiere müssen schließlich angeschafft und gepflegt werden. Die vfa-Unternehmen erarbeiteten daher auch selbst Methoden hierfür und unterstützten darauf abzielende akademische Projekte.
Grundsätzlich gilt in Deutschland bei Tierversuchen die Maxime des Deutschen Tierschutzgesetzes: „Es ist verboten, einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerz, Leid oder Schaden zuzufügen“. Damit kann die Zulässigkeit eines Tierversuchs immer nur im Einzelfall überprüft werden. Stets muss begründet werden, warum das Versuchsziel nicht anderweitig erreicht werden kann. Daher muss jeder Projektplanung eine umfassende Abwägung vorausgehen: Reichen Computermodelle oder In-vitro-Verfahren? Oder muss wirklich auf ein Tier zurückgegriffen werden? Es gelten dabei die 3R-Prinzipien: Replace (andere Methoden), Reduce (weniger Tiere), Refine (niedrigst entwickelte Art wählen). Oft kommen auch Kombinationen von tierfreiem Versuch und Tierversuch zur Anwendung.
Nach der letzten Tierversuchs-Statistik des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurden im Jahr 2009 in Deutschland 2.786.331 Tiere in Versuchen verwendet – 1.876.563 hiervon waren Mäuse, 514.722 Ratten. Der Anteil der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie an diesen Versuchstieren betrug zusammen 27 Prozent (1.042431). Hier waren 82 Prozent der Tiere Mäuse und Ratten. Die meisten Tierversuche finden allerdings in der biologischen Grundlagenforschung statt (917.070).
Berlin - 30.08.2011, 13:05 Uhr