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Morbiditätsatlas
Barmer GEK: Regionen ungleich krank
Die Häufigkeit der Volkskrankheiten ist in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Grundsätzlich ist in Sachsen die Krankheitslast am höchsten, in Baden-Württemberg dagegen am geringsten.
Der Sammelband umfasst 14 Beiträge von Fachleuten wie SPD-Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach und IQWiG-Chef Prof. Jürgen Windeler. Die Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit der Verbreitung verschiedener Krankheiten zwischen den Regionen – beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Depression.
Ein Blick auf die regionalen Gegebenheiten ist laut Dr. Christoph Straub, dem Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK, hilfreich, um die örtlichen Ressourcen besser abstimmen zu können und Mängelsituationen vorzubeugen – wie zum Beispiel bei der Nachbesetzung von Arztsitzen. Dabei dürfe der Wohnort jedoch nicht die Versorgungsqualität bestimmen, da es beim Anspruch an gute Versorgung oder medizinische Evidenz keine regionalen Unterschiede gebe. „Das Ärzteangebot muss sich an den Krankheitslasten ausrichten, nicht umgekehrt“, fordert Straub.
Die politischen Regionalisierungsbestrebungen im Rahmen des geplanten GKV-Versorgungsstrukturgesetzes sieht Straub kritisch, dort führe Regionalisierung in die Überregulierung. Insbesondere die Beanstandungsrechte der Länderaufsichten bei Selektiv-Verträgen bedeuteten eine Wettbewerbsverzerrung. Straub: „Eine Abstimmung bundesweiter Versorgungsverträge mit 17 Aufsichtsbehörden führt zum Stillstand.“
Der „Morbiditätsatlas“ veranschaulicht auch, dass grundsätzlich die Bevölkerung im Osten Deutschlands kränker ist als die westliche Bevölkerung. Der Raum Halle, Schwerin und Leipzig ist dabei besonders krankheitsanfällig. Dagegen ist die Bevölkerung in Stuttgart, Kempten und Ulm besonders gesund. „Dabei zeigt sich der wesentliche Einfluss von Bildung und Einkommen auf Gesundheitschancen“, kommentiert einer der Herausgeber des Buches, Uwe Repschläger, Leiter für Unternehmensstrategie und Controlling bei der Barmer GEK.
Ausnahme sind jedoch laut Sammelband die Depressionserkrankungen: Die höchsten dokumentierten Krankheitslasten in diesem Bereich sind in den Stadtstaaten und in Bayern zu verzeichnen. Der Osten ist unterdurchschnittlich vertreten. Dies spiegle sich in der räumlichen Verteilung von Psychotherapeuten wider: „Mit der Zahl der Psychotherapeuten steigt naturgemäß die Zahl der Depressionsdiagnosen“, erläutert Repschläger. Dementsprechend liege die Psychotherapeutendichte in den Stadtstaaten bis zu 150 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, im gesamten Osten rund 50 Prozent darunter.
Berlin - 31.08.2011, 14:08 Uhr