EHEC

Blutwäsche zur Behandlung von HUS

Greifswald/Hannover - 12.09.2011, 09:56 Uhr


Auf dem Höhepunkt der EHEC-Krise Anfang Juni erzielten Wissenschaftler aus Greifswald und Hannover mit einem neuen Therapieansatz einen Fortschritt bei der Behandlung des hämolytisch-urämischen Syndroms als Folge der Infektion mit EHEC.

Vor allem in Norddeutschland kam von Mai bis Juli 2011 gehäuft das schwere hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) vor, das durch enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) des Serotyps O104 verursacht wurde. Etwa die Hälfte der HUS-Patienten litt an neurologischen Symptomen, die von Erinnerungslücken und Wortfindungsstörungen bis zu anhaltenden Krampfanfällen reichten. Als Ursache für die Komplikationen wurden Antikörper vermutet.

Deshalb behandelten die Ärzte der Universitätsmedizin Greifswald und der Medizinischen Hochschule Hannover zwölf Patienten im Alter von 38 bis 63 Jahren mit schwersten neurologischen Ausfällen mit einer Blutwäsche (Immunadsorption), bei der die Antikörper gezielt herausgefiltert werden. Alle Patienten überlebten die Erkrankung, zehn zeigten keine neurologischen Symptome mehr. Alle Patienten sind trotz Nierenversagen nicht mehr auf eine Dialyse angewiesen.

Die behandelnden Ärzteteams in Hannover und Greifswald bewerteten täglich die neurologischen Ausfälle wie Halluzinationen, Sprachstörungen und Krampfanfälle und konnten so einen deutlichen Effekt der Therapie feststellen. Vor der Immunadsorptionstherapie hatte weder der Plasma-Austausch (Plasmapherese) noch die Gabe des Antikörpers Eculizumab zu einem durchschlagenden therapeutischen Erfolg geführt. Die zielgerichtete Entfernung von IgG-Antikörpern aus dem Blut der Patienten mit neurologischen Komplikationen führte hingegen zu einer nachweislichen deutlichen Verbesserung.

Literatur: Greinacher, A., et al.: Lancet 2011; Online-Vorabveröffentlichung DOI:10.1016/S0140-6736(11)61253-1.


Dr. Bettina Hellwig