Apotheken-Einbruch

Diebe drehen Apotheke Strom ab

Bad Dürrheim - 16.09.2011, 12:34 Uhr


Ein Schaden von rund 6.000 Euro entstand diese Woche bei einem Einbruch in die Salinen-Apotheke in Bad Dürrheim. Allerdings nicht durch Randale oder den Diebstahl von Bargeld: Die Täter unterbrachen gezielt die Stromzufuhr zur Apotheke, sodass teure Medikamente mehrere Stunden nicht mehr gekühlt wurden.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde in die Salinen-Apotheke in Bad-Dürrheim nach über 20 Jahren erneut eingebrochen. Damals randalierten die Täter im Verkaufsraum, brachen den Tresor aus der Wand und nahmen ihn mit. Daraufhin wurde ein neuer, sicherer Tresor angebracht. Diesem konnten die Täter in der Nacht zum vergangenen Mittwoch nichts anhaben, er blieb verschlossen an Ort und Stelle.

Die Täter hatten es bei ihrem Einbruch gezielt auf die Apotheke abgesehen und gingen sehr professionell vor: Sie brachen zunächst in das Mehrfamilienhaus ein und unterbrachen dort am Sicherungskasten die Stromzufuhr zur Apotheke. „Sie waren gründlich und nahmen sogar die Sicherungsknöpfe mit“, so Apothekerin Dr. Andrea Kanold gegenüber DAZ.online. Daraufhin gelangten sie über eine Seiteneingangstür in den Verkaufsraum der Apotheke. Ohne Strom reagierte die Alarmanlage nicht, und die Täter blieben ohne Licht unentdeckt.

In der Apotheke war jedoch wegen des sicheren Tresors nicht viel zu holen: Die Täter erbeuteten aus den Kassen lediglich einen kleinen Bargeldbetrag von 200 Euro. „Sie nahmen das Geld mitsamt den Kasseneinsätzen mit“, so Kanold. Und weiter: „Wir lassen immer etwas Bargeld in den Kassen.“ Damit wolle sie verhindern, dass frustrierte Einbrecher unnötig randalieren.

Der eigentliche Schaden der Apotheke besteht jedoch in den Folgen, die die Unterbrechung der Stromzufuhr mit sich brachte: Die im Kühlschrank gelagerten Medikamente wurden mehrere Stunden nicht gekühlt und mussten daher entsorgt werden. Neben einigen Impfstoffen und etwas Insulin lag über Nacht auch das Medikament Humira® zur Abholung bereit. Das Mittel wird zur Behandlung von Arthritis und Morbus Crohn eingesetzt und gilt mit knapp 1.000 Euro pro Dosis als eines der teuersten Medikamente auf dem deutschen Markt. Allein das gelagerte Humira® hatte einen Wert von 4.000 Euro, so die Apothekerin gegenüber DAZ.online. Die Kundin erhielt das Medikament dennoch rechtzeitig, da es schnell nachbestellt werden konnte.

Erst nachdem die Polizei alles gesichert und überprüft hatte, konnte in der Salinen-Apotheke am Mittwoch gegen 10 Uhr der normale Betrieb wieder aufgenommen werden. Abgesehen von den Untersuchungen der Beamten vor Ort waren die Kunden zuvor sowieso nicht in die Apotheke gekommen – ohne Strom ließ sich die elektrische Tür nicht öffnen, und ohne Sicherungsknöpfe ließ der Strom sich nicht anstellen.

Die Täter könnten jedoch trotz aller Professionalität einen Fehler gemacht haben: Sie benutzten einen Briefumschlag, den sie in der Apotheke fanden, um das Zufallen der Seiteneingangstür zu verhindern. Dieser wird derzeit auf Fingerabdrücke untersucht. Möglicherweise könnten sie so gefasst werden.

„Ich bin nur froh, dass ich keinen Notdienst hatte in dieser Nacht“, sagte Kanold gegenüber DAZ.online. Neben all den Umständen, die die Apothekerin wegen des Einbruchs nun hat, ist für sie und ihre Mitarbeiter auch das Gefühl, nicht sicher zu sein, einer der Schäden, der von dem Einbruch zurückbleiben wird – „und das für 200 Euro!“


Juliane Ziegler